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Astronomie
Im Schweif des Kometen

Kometen galten seit Menschengedenken als himmlische Boten. Ihr plötzliches Auftreten folgte scheinbar keinen bekannten Regeln für die Bewegung der Himmelskörper - sie konnten also nur auf Geheiß der Götter über den Himmel ziehen.

Von Hermann-Michael Hahn | 18.05.2015
    Der Komet Halley im Jahre 1910 - zur Kontraststeigerung in Falschfarben dargestellt
    Der Komet Halley im Jahre 1910 - zur Kontraststeigerung in Falschfarben dargestellt (NOAO)
    Zwar ließ sich dieser Mythos im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert ausräumen, aber dafür hatten wissenschaftliche Beobachtungen andere, vermeintlich gefährliche Kometeneigenschaften zutage gefördert.
    So fand man 1908 im Gasschweif des Kometen Morehouse unter anderem Cyan. Dieses Gas, das mit Wasserstoff zu Blausäure reagiert, bescherte zwei Jahre später manchem Scharlatan ein einträgliches Geschäft mit der Angst.
    Heute vor 105 Jahren nämlich sollte die Erde durch den Schweif des Kometen Halley ziehen - und selbst ernannte Weltuntergangspropheten nutzten die Gelegenheit, um beispielsweise Kometenpillen anzubieten, die vor den giftigen Gasen des Kometenschweifes schützen sollten.
    Andere prophezeiten, dass der Stickstoff der Erdatmosphäre unter dem Einfluss der Kometenschweif-Materie mit dem Sauerstoff zu N2O, auch Lachgas genannt, reagieren werde.
    Dadurch würden die Erdenbewohner in einen Zustand ausgeprägter Heiterkeit überführt, sodass sie das Verschwinden des Luftsauerstoffs zum Atmen gar nicht mehr realisieren würden.
    Im Laufe des Tages zog der Komet in einem Abstand von 22,5 Millionen Kilometern an der Erde vorbei und war am folgenden Abend erneut am Himmel zu sehen: Der Weltuntergang war - wieder einmal - ausgeblieben.