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Astronomie
Kepler in Graz

Vor seiner Prager Zeit hat der große Astronom Johannes Kepler sechs Jahre in Graz gelebt und gearbeitet. Dort hat er sein epochales Werk "Mysterium Cosmographicum" verfasst.

Von Dirk Lorenzen | 27.08.2015
    Mysterium Cosmographicum: Modell der Planetenbahnen mit den fünf Platonischen Körpern
    Mysterium Cosmographicum: Modell der Planetenbahnen mit den fünf Platonischen Körpern (Lorenzen)
    In ihm versuchte Johannes Kepler, mithilfe der fünf regelmäßigen Körper die Abstände der Planeten zu erklären. Dieses Buch hat ihn schlagartig berühmt gemacht.
    Einer dieser Körper, ein Ikosaeder, steht drei Meter groß im Keplerraum des Grazer Keplergymnasiums. Das Ikosaeder ist begehbar und innen verspiegelt.
    In ihm spüren Besucher instinktiv, wie Kepler einerseits sehr rational-naturwissenschaftlich arbeitete, andererseits aber auch voller mystischer Gedanken war.
    Im äußerst einfallsreich gestalteten Keplerraum lässt sich viel über Leben und Werk des Astronomen lernen, die Umstände jener Zeit, den Aufbau des Planetensystems und die Beobachtung des Sternenhimmels mit und ohne Teleskop.
    Für Johannes Kepler ging die Zeit in Graz bitter zu Ende. Als Protestant wurde er im Zuge der Gegenreformation im Sommer 1600 aus der Stadt gewiesen - nur Wochen nachdem er auf dem Hauptplatz eine Sonnenfinsternis beobachtet hatte.
    Manche Spötter meinen, dass Graz bis heute das schlechte Gewissen plagt und deshalb das Erinnern an den großen Astronomen nur wenig sichtbar ist. Doch Lehrer und Schüler haben mit viel Einsatz, Begeisterung und Liebe zum Detail ein kleines, aber feines Museum eingerichtet.
    Leider ist der Keplerraum etwas versteckt und nur nach vorheriger Anmeldung zu besichtigen. Doch die Mühe lohnt sich - viel mehr Kepler kann man in einem kleinen Kellerraum gar nicht unterbringen.