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Astronomie
Monstersterne im Fuhrmann

Am frühen Abend steht der Fuhrmann mit der hellen Capella fast im Zenit. Rechts von Capella gibt es ein kleines Dreieck, an dessen Spitze der Stern Epsilon Aurigae leuchtet.

Von Dirk Lorenzen | 12.03.2015
    Das Doppelsternsystem Eta Aurigae in einer künstlerischen Darstellung
    Das Doppelsternsystem Eta Aurigae in einer künstlerischen Darstellung (JPL/NASA)
    Der Stern ist ein Bedeckungsveränderlicher. Dort kreisen zwei Sterne umeinander: Ein Superriese und ein geheimnisvoller Begleiter, der von einer gewaltigen, äußerst dichten Gasscheibe umgeben und daher nicht direkt zu sehen ist.
    Alle 27 Jahre zieht der Begleiter vor dem Hauptstern entlang und lässt ihn für zwei Jahre nur halb so hell erscheinen wie normal.
    Die beiden dürften rund dreitausend Lichtjahre von uns entfernt sein. Der Hauptstern hat etwa 25-fache Sonnenmasse und sein Durchmesser ist sogar 300-mal größer. In unserem Planetensystem würde er fast bis zur Marsbahn reichen.
    Die letzte Bedeckung ging 2011 zu Ende. Ein Team des Astrophysikalischen Instituts Potsdam hat das Verhalten von Epsilon Aurigae viele Jahre lang mit dem automatischen STELLA-Teleskop auf Teneriffa verfolgt.
    Wie sich zeigt, dreht sich der riesige Hauptstern in gut fünfhundert Tagen einmal um seine Achse - das ist erstaunlich schnell. Der Stern "wabbelt" geradezu: Einzelne Bereiche dehnen sich unterschiedlich aus.
    Dadurch verliert der Stern viel Materie, die zum mysteriösen Begleiter strömt. Dessen Gasscheibe ist nicht kreisrund, sondern hat eher Birnenform. Noch zwei Jahre nach Ende der Bedeckung zogen Ausläufer vor dem Hauptstern entlang.
    An unserem Himmel ist von diesem bizarren Geschehen nichts zu ahnen: Epsilon Aurigae erscheint einfach als blasser Stern neben Capella.