Dienstag, 14. Mai 2024

Archiv

Astronomie
Vertriebene Galaxien

Allgemein wird die Milchstraße als genügend groß angesehen, um allen in ihm vorhandenen Objekten hinreichend Raum für eine ungestörte, freie Bewegung zu bieten.

Von Hermann-Michael Hahn | 06.08.2015
    Abell 2744 ist ein typischer Galaxienhaufen
    Abell 2744 ist ein typischer Galaxienhaufen (NASA)
    Trotzdem kennen die Astronomen inzwischen rund zwei Dutzend Sterne sowie einen ganzen Sternhaufen, die offenbar auf dem Weg sind, unsere Milchstraße zu verlassen.
    Solche galaktischen Flüchtlinge können entweder dem massereichen Schwarzen Loch im Zentrum der Galaxis zu nahe gekommen und von ihm aus der Milchstraße heraus katapultiert worden sein. Oder sie haben ihren einstigen engen Sternpartner in einer Supernova-Explosion verloren und treiben nun haltlos aus der Galaxis heraus.
    Jetzt hat eine internationale Forschergruppe um den Russen Igor Chilingarian sogar ganze Galaxien gefunden, die aus ihrer angestammten Umgebung heraus geschleudert wurden.
    Dabei handelt sich um vergleichsweise kleine Vertreter: elliptische Kompakt-Galaxien mit nur rund einigen hundert Millionen Sternen, gebündelt auf einen Durchmesser von mehreren hundert Lichtjahren.
    Solche Objekte entstehen vermutlich nach der engen Begegnung mit größeren Galaxien, die sich die restlichen Sterne des kleineren Systems einverleiben.
    Bislang beobachten die Astronomen elliptische Kompakt-Galaxien nur in größeren Galaxienhaufen, in denen es regelmäßig zu engen Begegnungen untereinander kommt. Unter den neu gefundenen Exemplaren befinden sich allerdings elf weit ab von größeren Galaxienhaufen.
    Die Forscher vermuten, dass die elf fraglichen elliptischen Kompakt-Galaxien aus solchen Galaxienhaufen heraus katapultiert wurden.