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Astronomie
Warten auf die heimische Supernova

Nach Einbruch der Dunkelheit steht der zunehmende Mond genau im Süden. Rechts von ihm leuchtet Saturn, links unterhalb funkelt Antares, der Hauptstern im Skorpion.

Von Dirk Lorenzen |
    Genau unterhalb des Mondes reckt der Wolf seinen Kopf über den Horizont. Allerdings sind seine Sterne so schwach, dass sie im Dunst kaum zu erkennen sind. Erst südlich der Kanaren ist der Wolf komplett zu sehen.
    Am 1. Mai des Jahres 1006 flammte im Wolf ein Objekt auf, das sich fast zwei Jahre lang mit bloßem Auge beobachten ließ. Diese Supernova leuchtete zeitweise zehnmal heller als Venus - sie gilt als bisher hellste Sternexplosion am irdischen Firmament.
    Sie war selbst am blauen Tageshimmel zu sehen und nachts warfen Menschen und Objekte in ihrem Licht Schatten. Die nördlichste Sichtung gelang Mönchen in Sankt Gallen, obwohl die Supernova dort nur knapp über den Horizont stieg.
    Zur selben Zeit stand der Planet Mars strahlend hell nicht weit entfernt im Kopf des Skorpions. Der Anblick der zwei Gestirne muss überwältigend gewesen sein.
    Die Astronomen warten sehnsüchtig auf ein ähnlich spektakuläres Ereignis. Im Schnitt sollte es mindestens einmal in hundert Jahren eine Supernova in unserer Milchstraße geben - doch die letzten mit bloßem Auge am Himmel sichtbaren Sternexplosionen haben sich 1572 und 1604 ereignet.
    Das nächste Großfeuerwerk ist also lange überfällig. Behalten Sie Antares im Auge, den rötlichen Stern links unterhalb des Mondes. Vielleicht macht er den Forschern und uns die Freude und explodiert demnächst als Supernova.