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Banken in Deutschland
Fusionsgerüchte machen die Runde

Die Banken in Deutschland haben nicht nur mit der derzeitigen Niedrigzinspolitik der EZB zu kämpfen. Auch der internationale Wettbewerb macht ihnen zu schaffen. Gerüchte über mögliche Fusionen unter den Finanzinstituten machen die Runde. Deutsche Bank-Chef Cryan sagte: "Wir brauchen weitere Zusammenschlüsse", national wie international.

Von Brigitte Scholtes | 31.08.2016
    Im ersten Licht des Tages spiegeln sich am 26.08.2015 die Lichter der Skyline von Frankfurt am Main (Hessen) zur morgentlichen blauen Stunde im Fluss.
    Die Skyline von Frankfurt mit den Türmen der großen Banken. (Christoph Schmidt, dpa picture-alliance)
    Eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank? Die beiden Chefs von Deutschlands größten Geldhäusern wussten, dass diese Frage ihnen heute auf der Tagung "Banken im Umbruch" gestellt werden würde.
    Für Deutsche-Bank-Chef John Cryan ist das keine Option: "Nein, und bitte erinnern Sie sich: Teil dessen, was wir tun, ist unsere Bank etwas kleiner und einfacher aufzustellen. Denn wir wollen höhere Kontrolle und mehr Erfolg. Und wir wollen die Postbank verkaufen. Wir haben vor einigen Tagen unsere Bank in Argentinien verkauft, viele Bestandteile unserer Gruppe machen für die DB von heute keinen Sinn mehr."
    Die Deutsche Bank habe noch viele Hausaufgaben zu machen, bevor sie wieder an Zukäufe denken könne: "Not any time soon, too early." So bald also nicht, und auch Commerzbank-Chef Martin Zielke schmunzelte: "Thema: Sprechen wir miteinander. Wir kennen uns gut. Und wir mögen uns auch, glaube ich."
    Und beide stimmen auch darin überein, dass es grundsätzlich zu viele Banken in Deutschland gebe. Es habe nie eine große Welle von Zusammenschlüssen in Deutschland stattgefunden – anders als etwa in Frankreich oder Italien. Und deshalb sei der Wettbewerb in Deutschland so hart, die Renditen auch deshalb so gering. Grundsätzlich seien darum Zusammenschlüsse und Fusionen sehr wichtig, sagte Cryan:
    "Der Binnenmarkt wird es uns auch erleichtern, die Kleinstaaterei unter den Banken zu beenden. Wir brauchen weitere Zusammenschlüsse – auf nationaler Ebene, aber eben auch über die Landesgrenzen hinweg. Nur dann können wir auf Dauer wirtschaftlich arbeiten. Nur dann können wir international mithalten."
    "Zu große Kreditinstitute sind Gift für die Stabilität der Finanzmärkte"
    Auch Commerzbank-Chef Zielke mahnte:
    "Wir haben zu viel Banking in Deutschland, das ist so. Ich sage, das ist eine Chance und eine Herausforderung für die Branche in Deutschland. Wir sehen ja auch, dass da eine große Entwicklung schon passiert ist. Und ich kann da nur zustimmen: Ich glaube, wir müssen am Ende gerade den deutschen Markt, wo Banking eine wesentliche Rolle spielt für den Erfolg auch dieser unglaublich starken Ökonomie in Europa – es wird wichtig sein, dass dieser Markt wettbewerbsfähig bleibt und dass wir da weiter hart dran arbeiten, die Rahmenbedingungen zu verbessern."
    Der Chef des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, Georg Fahrenschon, sieht das zwar etwas anders: "Es ist gar nicht so lange her, dass wir die Erfahrung gemacht haben, dass zu große Kreditinstitute, die zumindestens Gefahr laufen, sich von ihren Kunden zu weit zu entfernen, dass die nun Gift für die Stabilität der Finanzmärkte sind."
    Alle Bankengruppen stimmen aber in einem überein: Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank bringe hohe Risiken mit sich. Die Wertpapierkäufe und vor allem die negativen Zinsen belasteten die Banken und ihre Kunden, und das in Zeiten, in denen die Kreditinstitute das Geschäft auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorbereiten müssten. Die aber könne auch eine Chance sein, glaubt der Commerzbank-Chef. Zielke, der erst im Frühjahr angetreten ist, setzt aber auch weiter auf ein dichtes Filialnetz. Digital und analog werde die künftige Strategie heißen, sagte er. Die will er in den kommenden Wochen vorstellen.