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Blizzard
Ostküste der USA versinkt im Schnee

Ein heftiger Schneesturm hat den Osten der USA weiter fest im Griff. Mindestens 19 Menschen kamen bislang ums Leben. Für mehr als 220.000 Bewohner fiel der Strom aus. Und auch New York, die Stadt die eigentlich niemals schläft, ist komplett zum Erliegen gekommen.

Von Kai Clement, New York |
    Klare Ansage der New Yorker Polizei: "Wenn Sie ohne dringenden Grund mit dem Auto unterwegs sind, dann werden wir Sie festnehmen. Wir machen das nicht gerne, aber wir werden es tun."
    Die Metropole mit ihren mehr als acht Millionen Einwohnern hat sich seit gestern in eine weiße Geisterstadt verwandelt - zumindest, was den Straßenverkehr angeht. Bürgermeister Bill de Blasio will das gestern verhängte Fahrverbot heute wieder aufheben. Dann sollen auch Busse und oberirdische Bahnen langsam den Betrieb wieder aufnehmen. Bis dahin gilt: "Es ist sehr wichtig, dass die Leute die Straßen freihalten. So dass die Räumdienste arbeiten und der Stadt in den nächsten Tagen wieder auf die Beine helfen können. Und natürlich müssen die Straßen für unsere Rettungsdienste frei sein", erläutert der Bürgermeister.
    Bereits vor dem Fahrverbot - mehr als 200 Verkehrsunfälle
    Ob in Manhattan oder Queens: Überall in der Stadt versuchen Schneepflüge, die wichtigsten Straßen freizuhalten. Bereits am Samstagmittag Ortszeit - noch vor dem Fahrverbot - meldet die Polizei über 200 Verkehrsunfälle. Drei Menschen sterben. Mutmaßlich durch Überanstrengung beim Schneeräumen.
    Gouverneur Andrew Cuomo hat für den Staat New York den Notstand ausgerufen. So wie für zehn weitere Staaten an der Ostküste. Über 24 Stunden konstanter Schneefall, verbunden mit teils heftigen Windböen, haben weit mehr Schnee aufgehäuft, als prognostiziert.
    Schneeberge in New York
    Die Wetterdienste haben sich erneut mit einer exakten Prognose schwer getan, berichtet John Davitt, Chef-Meteorologe des New Yorker Senders NY1. Mit solchen Schneebergen habe die Stadt nicht gerechnet: "Dies ist ein großer Sturm. Viel größer als wir jemals angenommen hatten. Viel stärker, viel nördlicher - und er verlässt uns nur langsam".
    Schneemassen und Wind halten längst nicht alle Menschen in den Wohnungen fest. Viele erobern sich ihre fast autofreie Stadt zurück: "Meine zehnjährige Tochter wollte raus", erzählt ein New Yorker Vater in Begleitung seiner Tochter, "zumindest ein paar Häuserblöcke weit. Wir leben in der Nähe, es ist wunderschön für sie." Olivia hat hart verhandelt und ihren Vater überredet, weiter zu gehen als geplant. Und sie hat noch lange nicht genug. Sie wolle noch draußen bleiben, bettelt sie.
    Am Montag taut es
    Wetterexperte John Davitt erwartet, dass New York ein paar Tage brauchen wird, um sich aus den Schneemassen auszugraben. Spätestens am Montag soll zudem Tauwetter einsetzen. Dennoch werde es dauern, bis wieder Normalität einkehrt, so Davitts Prognose. Auf der einen Seite: Rutschpartien und Unfälle, Flutgefahr und Verkehrsstillstand. Auf der anderen Seite ist für John Davitt eines klar. Später werde man sagen: Ich war in New York während des Sturms von 2016, so Davitt.
    So sieht es auch eine New Yorkerin, die gerade zurück von einem Spaziergang im Central Park kommt. Es sei wunderschön gewesen. Sie liebe New York wenn es schneit.