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Computerspiele
Der Boom der Battle-Royale-Games

Battle-Royale-Games boomen. Fußballspieler vollführen vor laufenden Fernsehkameras Freudentänze aus diesen Spielen, YouTuber erhöhen ihre Klickzahlen mit den Games. Doch was steckt hinter diesem neuen Genre? Und was macht sie so faszinierend und erfolgreich?

Von Christian Schiffer | 24.04.2018
    Ein junger Mann sitzt vor einem Bildschrim. Er trägt Kopfhörer und spielt "PlayerUnknown's Battlegrounds"
    Bei Battle Royale-Games ist der Showdown garantiert (Tang Ke/Imaginechina/dpa)
    "Hallo liebe Freunde! Ein herzliches Hallöchen und herzlich willkommen zu 'Let's play Fortnite'! Es geht los und es geht weiter mit einem weiteren Livestream und wir sind absolut die schlechtesten Fortnite-Spieler der Welt. Wir wollten eigentlich ein bisschen trainieren. Aber plötzlich sind nur noch sechs am Leben und der Benni und ich, ohne Kill, haben uns super versteckt und sind auch noch am Start mit den anderen…"
    Nur noch sechs Leute sind dabei, als der bekannte YouTuber Sarazar einen Fortnite-Videostream startet. Doch er hat Glück: Als sich das Spielfeld verkleinert, verkleinert es sich so, dass er weiterhin in der Hütte ausharren kann, in der er sich mit seinem Kumpel verschanzt hat. Kurz darauf sind sogar nur noch fünf Leute in der Partie. Vielleicht schaffen sie es ja doch, bis ganz zum Ende durchzuhalten. Doch dann…
    "Ich werfe sofort eine Bombe, wenn jemand kommt." / "O Gott, die nehmen den Laden auseinander!" / "Okay, los geht's!" / "Nein, ich liege! (lacht)"
    … dann geht alles ganz schnell: Maschinengewehre rattern und schon ist die Fortnite-Partie für Sarazar und seinen Kumpel vorbei. Immerhin: Die beiden haben sich einigermaßen gut gehalten, in diesem spaßigen Kampf "jeder gegen jeden".
    "Und dann kann es sehr schnell vorbei sein"
    Fortnite ist ein Actionspiel und der Computerspielhype zurzeit. Vor allem der Battle-Royale-Modus des Spiels erfreut sich gerade allergrößter Beliebtheit. Battle Royale, das heißt zum Beispiel: 100 Spieler fangen an, einer bleibt am Ende übrig - that simple. Hunger Games als Computerspiel quasi. Vor Fortnite sorgte ein anderes Battle-Royale-Spiel für Furore, nämlich Playerunknown's Battlegrounds, kurz: PUBG. PUBG verhält sich zu Fortnite wie eine Partie Paintball im Wald zu einer spontanen Wasserbombenschlacht an einem heißen Sommertag im örtlichen Freibad. PUBG ist komplexer, weniger zugänglich, die Spielwelt ist größer und hat einen realistischen Look. Fortnite hingegen ist die jugendgerechte Version des Battle-Royale-Prinzips, das Spiel präsentiert sich in quietschbunter Grafik, die Figuren führen lustige Tänze auf und selbstverständlich wird kein Tropfen virtuelles Blut vergossen.
    André Peschke betreibt den beliebten Computerspielpodcast "The Pod". Er sagt: Ein Teil der Faszination hat auch mit der Dramaturgie dieser Spiele zu tun, denn es bleibt immer spannend - und zwar auch dann, wenn gerade gar nicht so viel passiert.
    "Und dann kann es sehr schnell und plötzlich vorbei sein, weil man einen Gegner übersehen hat oder es in einem frenetischen Finale auch sehr schnell geht. Also: Nichts, nichts, nichts, Action, vorbei."
    "Wenn jemand so ein Spiel vorstellt, kann das über Nacht explodieren"
    Genau wie eine Einzelaktion oder der plötzliche Blackout des rechten Verteidigers ein langweiliges WM-Finale aus dem Nichts entscheiden kann, kann einen auch in Fortnite und Playerunknown's Battlegrounds jederzeit der Spielertod ereilen. Zudem nutzen diese Art von Spielen einen cleveren Kniff: Das Spielfeld wird immer kleiner; es sich also stundenlang in einem Hinterhalt gemütlich zu machen, ist deswegen nicht möglich. Als Spieler muss man sich früher oder später bewegen, jede Partie läuft unweigerlich auf einen Showdown heraus. Permanente Hochspannung, eine nachvollziehbare Dramaturgie und eine klare Prämisse: Das macht den Erfolg der Battle-Royale-Spiele aus, sagt André Peschke - vor allem in der Generation YouTube:
    "Ich würde sagen, es ist perfekt geeignet für YouTuber und Streamer. Wer das nicht kennt: YouTuber und Streamer sind Leute, die spielen Spiele im Internet und kommentieren sie launig und unterhaltsam, manchmal auch etwas albern, und andere Spieler schauen ihnen beim Spielen zu. Und die erfolgreichsten von diesen Menschen haben eine Reichweite von Millionen. Und wenn jemand so ein Spiel vorstellt, kann das über Nacht explodieren, wenn den Leuten gefällt, was sie dort sehen."
    Noch gefällt es vielen Fortnite- und PUBG-Fans, was sie dort sehen. Aber wie lange noch? Denn das Battle-Royale-Spielprinzip ist genial, aber weil es auch simpel ist, lässt es sich leicht kopieren. Die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht und so könnte Fortnite und PUBG am Ende ausgerechnet die Tatsache zum Verhängnis werden, dass im Computerspielmarkt ganz ähnliche Regeln gelten wie in Battle-Royale-Games.