Eure Texte zu unserem Februar-Thema "Under Cover" thematisieren Ausgrenzung, die einem wiederfahren kann, wenn man entgegen gesellschaftlicher Konventionen lebt oder handelt. An zentraler Stelle stehen in vielen eingeschickten Gedichten Bilder oder Symbole, die auf eine Schutzfunktion für Unterdrückte oder "Under Cover"-Lebende hinweisen, zum Beispiel die "Maske" oder das "Chamäleon". Vielen Dank für Eure vielfältigen Einsendungen!
Hier kommen die 5 Gewinner-Gedichte im Februar:
Hinter dem Spiegel
Das Knäuel in meiner Hand,
fein aufgewickelte Schnüre.
Gesponnen nach Regeln und Maß.
Ein Faden löst sich,
sucht - und findet.
Ein Band knüpft an:
nicht zu greifen,
nah und schon so weit.
Das Netz einer Spinne,
hinter dem Spiegel laufen die Fäden anders.
Knüpfen Treppen,
kaum sichtbares Flechtwerk,
Stufe für Stufe,
immer weiter zum Licht.
Zur Freiheit...
Dort werden wir sein, was wir sind.
Jeder für sich,
alle zusammen.
(Emma Blüthgen aus Berlin, Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasium, Jahrgang 2001)
Versteckt
Versteckt lebe ich,
Denn ich bin falsch.
Bin nicht so,
Wie ich sein soll,
Gefangen im Schatten,
Die Freiheit im Käfig,
Denn die Welt ist nicht frei.
Nicht frei für mich,
Ich muss mich verstecken,
Verbergen im Nebel,
Der alle umhüllt.
Kann nicht laufen,
Kann nicht reden,
Kann kaum atmen,
Luft wird dick.
Versteckt liebe ich,
Denn meine Liebe ist falsch.
Doch kann Liebe falsch sein?
Sie sagten mal, nicht.
Denn ich bin falsch.
Bin nicht so,
Wie ich sein soll,
Gefangen im Schatten,
Die Freiheit im Käfig,
Denn die Welt ist nicht frei.
Nicht frei für mich,
Ich muss mich verstecken,
Verbergen im Nebel,
Der alle umhüllt.
Kann nicht laufen,
Kann nicht reden,
Kann kaum atmen,
Luft wird dick.
Versteckt liebe ich,
Denn meine Liebe ist falsch.
Doch kann Liebe falsch sein?
Sie sagten mal, nicht.
(Verena Brocker aus Meerbusch, Städtisches Meerbusch Gymnasium, Jahrgang 1997)
Er
ging vorbei
und sprach kein Wort
ich hob den Blick
und sah sofort
und sprach kein Wort
ich hob den Blick
und sah sofort
er ist anders
als die andren
als die andren
wie er steht
wie er geht
wie er schaut
und sich bewegt
wie er geht
wie er schaut
und sich bewegt
hob den Kopf
ein kurzer Blick
sah mich an
ich sah zurück
ein kurzer Blick
sah mich an
ich sah zurück
freundlich lächelnd
gehe vorüber gehe vorbei
reckt den Rücken
schreitet von dannen
König der Welt
gehe vorüber gehe vorbei
reckt den Rücken
schreitet von dannen
König der Welt
(Annabelle Kahmann aus Wuppertal, Gymnasium am Kothen, Jahrgang 1997)
Neubeginn
Wie jeden Tag gehe ich in der Menge unter,
werde unsichtbar.
Wie ein Geist bin ich zwischen den hetzenden Menschen
kaum auszumachen.
Wie ein Schatten wandele ich zwischen den fremden Gesichtern.
Unbemerkt betaste ich den schweren Rucksack.
Die bunten Kabel zeichnen sich unter dem dünnen Stoff ab.
Der Kasten dazwischen stößt gegen meinen Rücken.
Mit jedem Schlag wird die Entschlossenheit größer.
Ich will Feuer sehen!
Will meinen Unmut deutlich zeigen.
Zu lange habe ich meine Wut versteckt.
Zu lange habe ich die Schreie unterdrückt.
Heute wird das enden.
Meine Schritte werden schneller.
Das große Gebäude in Reichweite.
Hier wird es anfangen!
Schwere Türen öffnen sich.
Ein warmer Schwall Luft tritt mir entgegen.
Gleich wird ein anderer Wind wehen.
Ich stelle mich zu einer Gruppe von Menschen,
sehe mir die Leute an, die ich zerstören werde
und flüsterte leise:
„Heute ist schulfrei!“
werde unsichtbar.
Wie ein Geist bin ich zwischen den hetzenden Menschen
kaum auszumachen.
Wie ein Schatten wandele ich zwischen den fremden Gesichtern.
Unbemerkt betaste ich den schweren Rucksack.
Die bunten Kabel zeichnen sich unter dem dünnen Stoff ab.
Der Kasten dazwischen stößt gegen meinen Rücken.
Mit jedem Schlag wird die Entschlossenheit größer.
Ich will Feuer sehen!
Will meinen Unmut deutlich zeigen.
Zu lange habe ich meine Wut versteckt.
Zu lange habe ich die Schreie unterdrückt.
Heute wird das enden.
Meine Schritte werden schneller.
Das große Gebäude in Reichweite.
Hier wird es anfangen!
Schwere Türen öffnen sich.
Ein warmer Schwall Luft tritt mir entgegen.
Gleich wird ein anderer Wind wehen.
Ich stelle mich zu einer Gruppe von Menschen,
sehe mir die Leute an, die ich zerstören werde
und flüsterte leise:
„Heute ist schulfrei!“
(Lucie Neumann aus Flöha, Sächsisches Landesgymnasium Sankt Afra, Jahrgang 1999)
Under Cover
Keiner sieht mich, keiner kennt mich,
ich lass keinen an mich ran,
so kann keiner mich erkennen,
weil mich niemand finden kann.
Unsichtbar bin ich nicht wirklich,
angepasst, das trifft es schon,
achtsam, immer unauffällig,
halt, wie ein Chamäleon.
angepasst, das trifft es schon,
achtsam, immer unauffällig,
halt, wie ein Chamäleon.
Denn, wenn sie erkennen würden,
wer und wie ich wirklich bin,
wäre Hass da und Verachtung
also bleibt es in mir drin:
wer und wie ich wirklich bin,
wäre Hass da und Verachtung
also bleibt es in mir drin:
Gut versteckt sind die Gedanken,
Gefühle, mein wahres ich,
es die andern sehen lassen,
nein, dass traue ich mich nicht.
Gefühle, mein wahres ich,
es die andern sehen lassen,
nein, dass traue ich mich nicht.
(Magdalena Wejwer aus Umkirch, Wentzinger Gymnasium, Jahrgang 1997)
Laut aktuellen Wettbewerbsbedingungen dürfen nur Jugendliche mit Wohnsitz in Deutschland teilnehmen. Uns erreichen aber immer wieder Einsendungen aus der Schweiz oder aus Österreich, die ebenfalls von unserer Jury gelesen werden. Hier also - außer Konkurenz - das Gedicht einer Schülerin aus der Schweiz, das uns auch sehr überzeugt hat.
Sonderling
Mitternacht
Ein kleines Ei
Angebracht
Auf einem Blatt
Verstecktes Leben
Ein Schlupfloch
Ein kleiner Kopf
Herumtastend
Getarnt durch den Schutz der Blätter
Geschützt durch die langen Haare
Friest Blatt für Blatt und wird nicht satt
Unbedacht was es da macht
Mit jeder Hülle kunterbunter und voluminöser
Es ruht sich aus im Seidenhaus
Über eine lange Nacht
Erwacht in Farbenpracht
Sie breitet die Fügen aus und fliegt in die Welt hinaus
Ein Sonderling der Schmetterling
Ein kleines Ei
Angebracht
Auf einem Blatt
Verstecktes Leben
Ein Schlupfloch
Ein kleiner Kopf
Herumtastend
Getarnt durch den Schutz der Blätter
Geschützt durch die langen Haare
Friest Blatt für Blatt und wird nicht satt
Unbedacht was es da macht
Mit jeder Hülle kunterbunter und voluminöser
Es ruht sich aus im Seidenhaus
Über eine lange Nacht
Erwacht in Farbenpracht
Sie breitet die Fügen aus und fliegt in die Welt hinaus
Ein Sonderling der Schmetterling
(Adna Draxl aus Rheinfelden, Rudolf Steiner Schule, Jahrgang 1999)