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Die Rudolfinischen Tafeln
Berechnungen im Dienste des Kaisers

Heute vor 405 Jahren starb in Prag Rudolf II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Eigentlich wäre dies kein Thema für die Astronomen, gäbe es da nicht auch die nach ihm benannten Rudolfinischen Tafeln, eine Sammlung von Tabellen und Regeln zur Berechnung der Planetenstellungen.

Von Hermann-Michael Hahn |
    Titelblatt der Rudolfinischen Tafeln.
    Titelblatt der Rudolfinischen Tafeln. (Photolib NOAA)
    Diese Rudolfinischen Tafeln stammen natürlich nicht vom Kaiser selbst, aber er hat sie in Auftrag gegeben und teilweise finanziert.
    Rudolf II. gilt zwar als schwacher Herrscher, war dafür aber an den Künsten und Wissenschaften seiner Zeit besonders interessiert. So holte er den damals besten Himmelsbeobachter, Tycho Brahe, an seinen Hof und berief Johannes Kepler zu dessen Assistenten.
    Diese beiden führenden Astronomen erhielten zu Beginn des 17. Jahrhunderts den Auftrag für die Berechnung genauerer Planetentafeln. Die bis dahin gebräuchlichen Alfonsinischen Tafeln aus dem 13. Jahrhundert hatten sich als zu ungenau erwiesen, weil die damit berechneten Positionen der Planeten zum Teil um etliche Winkelgrade von der Realität abwichen.
    Nach dem frühen Tod Brahes im Oktober 1601 setzte Kepler die Berechnungen allein fort. Im Zuge dieser Arbeiten fand er unter anderem heraus, dass sich die Planetenbahnen nicht als Kreise darstellen ließen, sondern als Ellipsen berechnet werden mussten. Mit Hilfe dieser neuen Methode konnte Kepler die Fehler in der Planetenberechnung gegenüber den alten Tafeln auf ein Dreißigstel reduzieren. Fertig wurden die Tafeln allerdings erst 15 Jahre nach dem Tod Rudolfs des Zweiten.