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Durchblutungsstörungen in den Beinen
Wenn das Gehen zur Qual wird

Von der Schaufensterkrankheit spricht man, wenn jemand beim Gehen regelmäßig stehen bleiben muss, als wollte die Person alle paar Meter die Auslage eines Geschäfts inspizieren. Ursache sind Durchblutungsstörungen, die starke Schmerzen in den Beinen verursachen. Mit einem Kathetereingriff kann geholfen werden.

Von Lennart Pyritz | 31.01.2017
    Ein Behandlungsraum des Marienhospitals in Brühl. Gerda Hirth hat Schuhe und Socken ausgezogen, die Hose bis zu den Knien hochgeschoben und sich auf einer Liege ausgestreckt. Der vierte Zeh am rechten Fuß der 78-jährigen Patientin ist dunkelrot verfärbt und wirkt entzündet.
    "So das war's schon mit dieser Messung". Eine Schwester bringt nacheinander eine Blutdruck-Manschette an den Oberarmen und dann tief an den Unterschenkeln an. Eine stiftförmige Sonde macht hörbar, wann bei nachlassendem Druck wieder Pulsgeräusche einsetzen.
    "Die Messung misst im Wesentlichen den Blutdruck, der am Knöchel vorliegt." Christoph Kalka steht neben der Patientin. Er ist Chefarzt der Abteilung für Herz- und Gefäßerkrankungen der Brühler Klinik. "Und der sollte in der Regel so hoch sein wie am Oberarm. Ist er niedriger, spricht das dafür, dass an dem Bein eine Durchblutungsstörung vorliegt."
    Meist steckt Arterienverkalkung dahinter
    Gerda Hirth, selbst Ärztin im Ruhestand, leidet an der sogenannten Schaufensterkrankheit. Meist steckt Arterienverkalkung dahinter: Die Beine werden unzureichend durchblutet. Die Betroffenen müssen oft nach wenigen Metern zu Fuß stehenbleiben. Ist die Krankheit weit fortgeschritten, kann unterversorgtes Gewebe, etwa an den Zehen, absterben.
    "Im Wanderverein kam ich nicht mehr mit. Und Schmerzen in der Wade. Manchmal so stark, dass man die Vorstellung hat, dass einem einer den Knochen durchbrechen möchte. Und bei mir ist die Ursache sicherlich der Diabetes."
    Neben der Zuckerkrankheit fördern auch Rauchen oder hoher Blutdruck die Verkalkung der Gefäße, erklärt Christoph Kalka. "In dem Fall ist es eine Folgeuntersuchung, weil wir halt vor Kurzem, vor einer Woche, einen Kathetereingriff gemacht haben, um eben die Durchblutung zu verbessern. Die war sehr eingeschränkt, mit den entsprechenden Beschwerden."
    Im zweiten Schritt der Nachkontrolle stellt sich Gerda Hirth auf ein Laufband im selben Raum. Damit will der Mediziner überprüfen, wie weit die Patientin ohne Beschwerden gehen kann.
    Nachuntersuchungen sind ganz wichtig
    "Das geht mit einer Geschwindigkeit von 2,8 Kilometer pro Stunde los. Das ist ein bisschen zügigeres Gehen. Schön vorne bleiben, ne." "Ich halt Sie mal fest." "Geht es?" "Ja." "Jetzt fangen die Beschwerden an." "Was für Beschwerden?" "In den Waden." "Bei 80 Metern machen wir mal Schluss. Ich denke, dann haben wir Sie austrainiert. Dann machen wir jetzt Schluss. Vorsichtig, schön stehenbleiben." "Gut."
    Im Nachbarraum legt sich Gerda Hirth erneut auf eine Liege. Der Arzt schaltet ein Ultraschall-Gerät ein. Auf dem Bildschirm wird der Blutfluss im verkalkten Beingefäß der Patientin sichtbar, das er beim vorangegangenen Minimaleingriff mit einem Stent – einem winzigen Drahtröhrchen – gestärkt hat.
    "Da sehen Sie es: Ist immer noch so ein bisschen unruhig der Verlauf. Eine ziemlich ausgeprägte Gefäßverkalkung, das hatte ich Ihnen ja auch gezeigt beim Eingriff. Aber fließen tut es hier ganz schön runter."
    Schließlich setzen sich Arzt und Patientin an einen Tisch, um die Befunde auszuwerten und die weitere Behandlung abzustimmen.
    "Wir können diese optische Verbesserung auch hier ablesen an den Durchblutungswerten, die auf der rechten Seite deutlich besser geworden sind. Wir sehen Sie auf jeden Fall wieder. Nachuntersuchungen sind ganz wichtig, in halbjährlichen Abständen, dass wir uns zwei Mal im Jahr sehen."