Archiv

Elektronik für Kinder
Bildung, Spielerei oder Geldmacherei?

Schon im Grundschulalter beim Spielen nebenbei Programmieren lernen? Nicht nur der dänische Spielzeughersteller Lego setzt auf der weltweit größten Elektronikmesse CES in Las Vegas auf lehrreiches Spielzeug.

Von Wolfgang Stuflesser |
    Education WeDo 2.0 von Lego im Unterrichtseinsatz.
    Die Vorversion von WeDo 2.0 der Firma Lego wird bereits an zahlreichen Schulen eingesetzt. (picture alliance / dpa / Lego)
    Was da so etwas quäkend summt, ist eine elektronische Biene, gebaut aus Legosteinen, die, aufgehängt an einem kleinen Stab motorgetrieben um eine Blüte kreist, und auch die ist - klar - aus Lego gebaut. Das Besondere: Die Bewegungen der Biene folgen einem Programm, das Pamela Scifers auf einem Tablet zusammenstellt, indem sie Module wie eine Kette aneinanderreiht:
    "Um zu Programmieren, müssen sie nur eins der Icons für den Motor oder den Klang in die Reihe ziehen, und dann auf 'play' drücken."
    Damit das funktioniert, gibt es neben den bekannten Bausteinen auch Sensoren und Motoren - und ein Funkmodul, über das der Bausatz dann von der App aus ferngesteuert werden kann. Die Zielgruppe: Schulkinder der zweiten bis vierten Klasse.
    "Es lässt sich einfach bedienen und soll diesen jüngeren Schülern ihre ersten Schritte in die Welt des Programmierens ermöglichen. Unsere Experten haben darauf geachtet, dass die Schüler auch echte Erfolgserlebnisse haben."
    Beim Spielen Programmieren lernen
    In den USA wird schon die Vorversion WeDo an zahlreichen Schulen eingesetzt. Für die neue Version 2.0 kostet das Grundpaket für zwei Schüler etwa 450 Euro - es gibt aber auch eine Variante für Zuhause für 150 Euro.
    Lego setzt offenbar darauf, dass den Elten der Geldbeutel etwas lockerer sitzt, wenn das Kind beim Spielen auch noch Programmieren lernt. Die Dänen haben das System zusammen mit Forschern aus dem MIT entwickelt - und liegen damit im Bereich Bildung und Spielzeug voll im Trend: Überall auf der CES brummt und summt es - programmierbare Hunde, Androiden oder Drohnen sollen sichtlich schon bald Standard im Kinderzimmer werden. Besonders früh setzt Edwin an - auf den ersten Blick eine etwas groß geratene Quietscheente.
    Edwin sei die klügste Ente der Welt, sagt Alicia Thomson von der Herstellerfirma "pi lab". Sie hat selbst vier Kinder und erklärt, sie habe deren Erlebnisse und Probleme in die Geschichten einfließen lassen, die Edwin via Tablet-App erlebt und die von der eigentlichen Gummiente interaktiv begleitet werden:
    "In der ersten Geschichte wacht Edwin auf und fühlt sich klein und hilflos. Aber dann helfen wir ihm, sich die Zähne zu putzen und Frühstück zu machen - und am Ende der Geschichte erinnet sich Edwin daran, was er schon alles kann und gewinnt ein Wettschwimmen. Wir lehren die Kinder also Selbstvertrauen mit der Geschichte."
    Einige schaffen es nicht auf den Markt
    Nicht jedes Produkt, das auf der CES vorgestellt wird, schafft es auch auf den Markt - Edwin war schon voriges Mal als Konzept zu sehen und ist nun tatsächlich für umgerechnet um die 90 Euro bei der großen US-Elektronikkette Best Buy zu haben.
    Fast schon klassisch ist der Ansatz von "The One" - das elektronische Klavier verknüpft sich ebenfalls mit einer Tablet-App und zeigt dem Klavierschüler über LEDs an, welche Tasten er als nächstes anschlagen muss.
    Carlo Niboli führt's vor:
    "The keys will light up."
    Das Klavier kostet umgerechnet knapp 1.400 Euro - es gibt aber auch eine kleinere Version für etwa 280 Euro. Mit der App und den zugehörigen YouTube-Lernvideos der Firma wird natürlich wieder mal eine menschliche Interaktion zwischen Schüler und Klavierlehrer durch eine zwischen Mensch und Maschine ersetzt. Doch Carlo Niboli entgegnet:
    "Mütter lieben daran, dass es bei ihren Kindern zur vermutlich gesündesten Sucht nach einem technischen Gerät führen kann: Man lernt auf einem echten Klavier, aber mit der App kommt der Fun-Faktor dazu, dass man sich zum Beispiel mit anderen in der Familie duellieren kann - wir haben so viel Interaktion wie möglich hinzugefügt."
    Das Internet der Dinge - dass also in alle möglichen Gegenstände Chips zum Vernetzen und Fernsteuern eingebaut werden -, macht auch vor Spielzeug und dem Bildungsbereich nicht halt. Denn auch da müssen sich die Hersteller natürlich jedes Jahr etwas Neues einfallen lassen, wenn sie ihre Produkte verkaufen wollen - das Schicksal teilen sie mit den großen Computer- und Elektronikfirmen.