"Die Gesellschaft verlangt Perfektion und die Frauen bekommen Schuldgefühle. Ich kenne eine Frau, die nach ihrem Mutterschaftsurlaub in Tränen ausbrach. Sie schaffe es nicht, kümmere sich nicht richtig ums Kind und verrichte ihre Arbeit nicht ordentlich",
meinte eine Frau auf der Straße.
Von der Existenz deutlicher Schuldgefühle spricht eine andere und eine dritte meint:
"Jeder sollte die Wahl haben ... Wenn eine Frau also keine Kinder bekommen möchte, um sich zu realisieren."
Aussagen, die belegen: Elisabeth Badinter hat in eine offene Wunde gefasst und eine alte Debatte neu angestoßen. Im Musterland der Familienpolitik, mit der höchsten Fruchtbarkeitsquote von 2,02 Kindern pro Frau, sieht die 66-jährige Philosophin die Fortschritte der Emanzipation in akuter Gefahr! Ökologen, Verhaltensforscher und Befürworter des Stillens setzten Mütter unter Druck, gefährdeten das in jahrzehntelangem Emanzipationskampf Erreichte: Diese Kernthese vertritt die dreifache Mutter und Ehefrau des früheren Verfassungsratspräsidenten Robert Badinter in einem gerade veröffentlichten Buch mit dem Titel "Le Conflit, La Femme et la Mère" – der Konflikt Frau und Mutter.
"Die Krise der letzten 20 Jahre hat die Arbeit extrem erschwert, hat zu einer Abkehr von der Arbeit insbesondere bei den Frauen geführt. Parallel dazu ist eine neue Ideologie nach dem Motto 'Zurück zum Natürlichen' entstanden."
Und die predige das Stillen um jeden Preis, den Kauf von waschbaren Windeln stelle Errungenschaften wie die Pille in Frage. Elisabeth Badinter scheut nicht die Auseinandersetzung mit dem politischen Establishment: Staatssekretärin Nathalie Kosciusko-Morizet wird kritisiert, weil sie eine Steuer auf schwer entsorgbare Einwegwindeln erheben wollte. Grünenchefin Cecile Duflot stellt sie indirekt als windelwaschende Ökofrau dar,
"die ihren Kindern selbstgezüchteten Bio-Brokkoli verabreicht!?"
Grünenchefin Cecile Duflot kontert:
"Badinter behauptet, das Stillen würde zum Zwang für die Frauen. Skandalös ist doch, wie sehr man den Frauen das Stillen ausgeredet hat, um Milchpulver zu verkaufen! Da geht es um Profit! Sie stellt nicht das System selbst in Frage, das den Frauen oft so zu schaffen macht!"
In der Tat: Seit Jahren ist mit knapp 50 Prozent die Quote der stillenden Frauen in Frankreich gleich geblieben. Ein Argument gegen Badinters These? Lohndifferenzen von 27 Prozent zwischen Männern und Frauen stellten unter anderem das eigentliche Problem der Emanzipation im heutigen Frankreich dar, glauben indes Soziologen wie Dominique Méda:
"Frauen kommen nicht für die gleichen Jobs in Frage, bekommen keinen Zugang zu bestimmten Posten. Von Gleichstellung in der Arbeitswelt kann keine Rede sein!"
Das stellt auch Elisabeth Badinter nicht in Abrede: Als Philosophin sorgt sie sich eher um die Grundströmung, sieht ihr Land emanzipatorisch im Rückwärtsgang. Eines hat sie immerhin schon erreicht: Es wird wieder über Emanzipation diskutiert, und darüber, ob im Familienmusterland Frankreich wirklich alles so perfekt ist. Ganz nebenbei bemerkt dürfte die Debatte auch dem Absatz ihres Buches sicher nicht schaden!
meinte eine Frau auf der Straße.
Von der Existenz deutlicher Schuldgefühle spricht eine andere und eine dritte meint:
"Jeder sollte die Wahl haben ... Wenn eine Frau also keine Kinder bekommen möchte, um sich zu realisieren."
Aussagen, die belegen: Elisabeth Badinter hat in eine offene Wunde gefasst und eine alte Debatte neu angestoßen. Im Musterland der Familienpolitik, mit der höchsten Fruchtbarkeitsquote von 2,02 Kindern pro Frau, sieht die 66-jährige Philosophin die Fortschritte der Emanzipation in akuter Gefahr! Ökologen, Verhaltensforscher und Befürworter des Stillens setzten Mütter unter Druck, gefährdeten das in jahrzehntelangem Emanzipationskampf Erreichte: Diese Kernthese vertritt die dreifache Mutter und Ehefrau des früheren Verfassungsratspräsidenten Robert Badinter in einem gerade veröffentlichten Buch mit dem Titel "Le Conflit, La Femme et la Mère" – der Konflikt Frau und Mutter.
"Die Krise der letzten 20 Jahre hat die Arbeit extrem erschwert, hat zu einer Abkehr von der Arbeit insbesondere bei den Frauen geführt. Parallel dazu ist eine neue Ideologie nach dem Motto 'Zurück zum Natürlichen' entstanden."
Und die predige das Stillen um jeden Preis, den Kauf von waschbaren Windeln stelle Errungenschaften wie die Pille in Frage. Elisabeth Badinter scheut nicht die Auseinandersetzung mit dem politischen Establishment: Staatssekretärin Nathalie Kosciusko-Morizet wird kritisiert, weil sie eine Steuer auf schwer entsorgbare Einwegwindeln erheben wollte. Grünenchefin Cecile Duflot stellt sie indirekt als windelwaschende Ökofrau dar,
"die ihren Kindern selbstgezüchteten Bio-Brokkoli verabreicht!?"
Grünenchefin Cecile Duflot kontert:
"Badinter behauptet, das Stillen würde zum Zwang für die Frauen. Skandalös ist doch, wie sehr man den Frauen das Stillen ausgeredet hat, um Milchpulver zu verkaufen! Da geht es um Profit! Sie stellt nicht das System selbst in Frage, das den Frauen oft so zu schaffen macht!"
In der Tat: Seit Jahren ist mit knapp 50 Prozent die Quote der stillenden Frauen in Frankreich gleich geblieben. Ein Argument gegen Badinters These? Lohndifferenzen von 27 Prozent zwischen Männern und Frauen stellten unter anderem das eigentliche Problem der Emanzipation im heutigen Frankreich dar, glauben indes Soziologen wie Dominique Méda:
"Frauen kommen nicht für die gleichen Jobs in Frage, bekommen keinen Zugang zu bestimmten Posten. Von Gleichstellung in der Arbeitswelt kann keine Rede sein!"
Das stellt auch Elisabeth Badinter nicht in Abrede: Als Philosophin sorgt sie sich eher um die Grundströmung, sieht ihr Land emanzipatorisch im Rückwärtsgang. Eines hat sie immerhin schon erreicht: Es wird wieder über Emanzipation diskutiert, und darüber, ob im Familienmusterland Frankreich wirklich alles so perfekt ist. Ganz nebenbei bemerkt dürfte die Debatte auch dem Absatz ihres Buches sicher nicht schaden!