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Energie
Teurer Abschied von der Atomkraft

Rund 200 Atommeiler werden weltweit in den nächsten 25 Jahren stillgelegt. Das kostet mindestens 80 Milliarden Euro, schätzt die Internationale Energieagentur IEA. Deshalb sollten die Staaten jetzt schon Geld zurücklegen. In vielen Ländern ist aber derzeit gar kein Ende der Atomkraft in Sicht.

Von Jochen Spengler |
    Zwei Kühltürme des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld in Bayern in der Abenddämmerung.
    Viele Länder setzen auf Atomenergie - ein dauerhaftes Atommüll-Endlager hat aber kein Staat. (picture alliance / dpa / David Ebener)
    Der Abschied von der Atomkraft wird nach dem Urteil der Experten teuer und langwierig. Derzeit sind weltweit mehr als 430 Anlagen in Betrieb, doch in den kommenden 25 Jahren sollen nahezu 200 Reaktoren stillgelegt werden - entweder aus politischen Gründen oder weil das Ende ihrer vorgesehenen Laufzeit erreicht wird. Dieses "größte Kraftwerkssterben in der Geschichte der Atomenergie" sorgt nach Einschätzung der Agentur für ernste Probleme und dürfte über 80 Milliarden Euro kosten. Das ist eine eher vorsichtige Schätzung.
    Da es noch sehr wenige Erfahrungen mit der Entsorgung kontaminierter Bauteile gibt und unklar ist, ob und wie man die ehemaligen AKW-Standorte wieder nutzen kann, könnten die Kosten auch sehr viel höher liegen. Außerdem kommt die Studie der Energieagentur zum Schluss, dass nur sehr wenige Länder befähigt sind, einen Abriss fachgerecht durchzuführen, da er technisch anspruchsvoll ist und pro Anlage bis zu 20 Jahre dauern dürfte. Die IEA fordert Regierungen und Versorger dazu auf, schon jetzt finanzielle Mittel zurückzulegen, um die zukünftigen Aufgaben schultern zu können.
    Kein dauerhaftes Atommüll-Endlager
    Global ungelöst, so beklagt die Agentur, die ihren Sitz in Paris hat, sei das Problem der Entsorgung. Im kommenden Vierteljahrhundert werde sich das Volumen abgebrannter Brennelemente auf 700.000 Tonnen verdoppeln, aber kein einziges Land verfüge bislang über ein dauerhaftes Atommüll-Endlager.
    Solcher Probleme zum Trotz ist kein Ende der Atomkraft in Sicht. Länder wie Großbritannien, vor allem aber China, Indien, Korea und Russland setzen auf neue Kraftwerke und die Weltenergieagentur erwartet im kommenden Vierteljahrhundert einen Anstieg der Stromproduktion aus Atomkraft um 60 Prozent. Da aber der Strombedarf stark wachsen wird, steigt der Atomkraftanteil am Stromenergiemix nur um einen Prozentpunkt auf zwölf Prozent an.