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Erfindung des Laserstrahls
Die Erzeugung disziplinierten Lichts

Laserlicht ist eine besonders disziplinierte Form meist künstlich hergestellten Lichts. Seit seiner offiziell erstmaligen Erzeugung vor 60 Jahren, am 16. Mai 1960 durch Theodore Maiman hat es unzählige Anwendungen gefunden. Die häufig angekündigte Verwendung als Todesstrahl steht aber noch aus.

Von Mathias Schulenburg | 16.05.2020
    Laserstrahlen in der Nacht
    Auch als Kunst: Laserstrahlen werden vielfältig eingesetzt (dpa / picture alliance)
    Tödliche Strahlen sind in der Ideengeschichte nichts Neues. Jupiter, glaubten die Römer, habe punktgenau strafende Blitzbündel versenden können. Marsianer, meldete der Engländer H.G. Wells im Roman "Krieg der Welten" gar, hätten von dreibeinigen Kampfmaschinen aus mit kraftvollen Strahlen Tod und Verderben über die Erde bringen wollen – das glaubten nur noch wenige. Jedenfalls war die Idee schon da, als bei der kalifornischen Hughes Aircraft Company der amerikanische Ingenieur und Physiker Theodore Maiman am 16. Mai 1960 einen kurzen, zylindrischen, roten, künstlichen Rubinkristall in die Mitte einer Blitzlichtspirale schob, eine Hochspannung anlegte und ...
    "Bafff! ... Baff! ... Baff!"
    ... die ersten offiziellen Laserblitze auf Erden zündete, von solcher Intensität, dass der Assistent Maimans zum ersten Mal in seinem farbenblinden Leben Rot sah. Die bei der folgenden Pressekonferenz vorgetragene Frage, ob der Laserstrahl – präzise gestaltbares Licht mit zahllosen Anwendungen – auch als Todesstrahl taugen könne, wollte Maiman nicht prinzipiell und für alle Zeit verneinen, was selbst seriöse Zeitungen zu Schlagzeilen auf der ersten Seite verlockte wie:
    "Los-Angeles-Wissenschaftler entdeckt Science-Fiction-Todesstrahl"
    Die Schlagzeile des "Los Angeles Herald" war rot und fünf Zentimeter hoch.
    Zunächst wurde die Leistung Maimans verkannt
    Um seine Rechte zu sichern, schrieb Maiman sofort einen Bericht an das Journal "Physical Review Letters", dessen Redakteure eine Veröffentlichung ablehnten. Man habe etwas Ähnliches von Maiman gerade veröffentlicht. Nur eben nichts über den ersten Laser. Die Episode gilt heute als eine der größten Fehlleistungen der Publikationsgeschichte.
    Steckte das Ostküstenestablishment der Physiker dahinter, dessen millionenschwere Laserforschung von einem Ingenieur mit einem Etat von 50.000 US-Dollar düpiert worden war? Die industrielle Kundschaft schlug sich auf Maimans Seite. Er wurde mit hoch angesehenen Preisen überhäuft. Präsident Johnson drückte ihm anerkennend die Hand.
    Ein anfänglich missliebiger Konkurrent Maimans urteilte später in der Zeitschrift "Nature":
    "Maimans Veröffentlichung ist so kurz und hat so viele bedeutsame Verästelungen, dass ich sie – pro Wort – für die bedeutsamste der wundervollen Veröffentlichungen des vergangenen Jahrhunderts in ‚Nature‘ halte."
    1969 gelang der von Maiman gegründeten Firma Korad Corporation ein besonders schöner Coup: Das Unternehmen lieferte einen Leistungslaser für das Lunar Ranging Experiment der NASA, bei dem Apollo-Astronauten einen Reflektor, eine Art Katzenauge, auf den Mondboden stellten.
    Laser zur Entfernungsmessung des Mondes
    Der Leistungslaser feuerte von der Erde aus Gigawatt-Impulse auf den Reflektor, wovon der Entfernung des Mondes wegen nur wenig dort ankam. Die vom irdischen Empfangsteleskop registrierte Rückstrahlung enthielt nur noch wenige, meist einzelne Lichtteilchen. Gleichwohl ließen sich damit Distanz und Relativgeschwindigkeit des Mondes bestimmen. Danach entfernt sich der Erdbegleiter mit 3,8 Zentimetern pro Jahr von der Erde.
    "Es wurde den US-Wissenschaftlern, die das "Meer der Ruhe" auf dem Mond absuchten, bald klar, dass außer ihnen noch jemand mit rubinroten Strahlen von der Erde aus die Reflektoren auf dem Mond zu treffen versuchte: Es war eine Gruppe von sowjetischen Wissenschaftlern, die an den Ergebnissen der Amerikaner teilhaben wollte."
    Meldete das Institut der amerikanischen Elektro- und Elektronik-Ingenieure IEEE.
    Hierfür gab es Gründe ausgesprochen delikater Natur, so Joseph Wampler, Professor Emeritus, der das Laserprojekt am Lick-Observatory koordinierte:
    "Die Russen kannten nicht die genaue Distanz zwischen den USA und Russland. Hätten sie zu einem bestimmten Zeitpunkt die genaue Position des Mondes messen können, hätten sie die Antwort gehabt."
    Und die genauen Zielkoordinaten für ihre Interkontinentalraketen und damit eine glaubhafte Möglichkeit, mit einem nuklearen Vergeltungsschlag drohen zu können. Heute gibt es dafür globale Positionierungssysteme.
    Theodore Maiman starb am 5. Mai 2007. Eine aktuelle Enzyklopädie braucht für die knappe Beschreibung von Laseranwendungen 145 Seiten.