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Stiftung Denkmalschutz zur Fluthilfe
"Wir haben ein Sofortprogramm"

Zahlreiche denkmalgeschütze Häuser und Anlagen wurden durch das Hochwasser zerstört. Steffen Skudelny von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz stellt unbürokratische Hilfe in Aussicht. "Wir geben eine Million vorab und hoffen, dass die Sammlungsergebnisse das refinanzieren", sagte er im Dlf.

Steffen Skudelny im Gespräch mit Michael Köhler |
Die Menschen schauen in dem Ort im Kreis Ahrweiler nach dem Unwetter auf die Zerstörungen. Mindestens sechs Häuser wurden durch die Fluten zerstört.
Vor den Trümmern eines Lebenstraums - ein zerstörtes Fachwerkhaus im Ahrtal (picture alliance/dpa | Harald Tittel)
Die private Deutsche Stiftung Denkmalschutz kümmert sich vor allem um Gebäude im Privatbesitz und unterstützt deren Erhalt und Instandsetzung. Normalerweise gewährt die spendensammelnde Stiftung Zuschüsse, um Schäden zu beheben, die im Laufe der Zeit durch Witterung entstehen. Durch die Hochwasserkatastrophe sind denkmalgeschütze Gebäude, etwa Fachwerkhäuser im Ahrtal, zerstört worden - nun will man schnell und unbürokratisch helfen.
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Diese Hilfen haben Bund und Länder beschlossen
Der Wiederaufbau in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten wird so viel Geld kosten, dass Kommunen und Landkreise damit überfordert sind. Bund und Länder haben nun Soforthilfen beschlossen, außerdem ist ein Aufbaufonds geplant. Ein Überblick.
Michael Köhler: Steffen Skudelny, Sie sind Vorstandsmitglied der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. An Gartendenkmalen, Landschaftsdenkmalen stellt man fest, dass die Veränderung der Witterung starke Schäden hinterlassen haben. Bislang waren das meist Trockenschäden. Was jetzt passiert ist, fällt das auch in Ihren Tätigkeitsbereich?
Steffen Skudelny: Ja, das ist richtig. Als private spendensammelnde Stiftung bemühen wir uns ja, Eigentümer beim Erhalt und bei der Instandsetzung ihrer Bauten oder Gärten und Anlagen zu unterstützen durch Fördermittel, also Zuschüsse, die wir den Engagierten schenken- Und normalerweise sind das Zuschüsse, die Schäden beheben, die einfach durch den Lauf der Zeit erfolgen. Und jetzt haben wir ein schreckliches Ereignis, was wirklich ein bisschen an den Grundfesten rüttelt, denn normal sind Häuser unsere Geborgenheit, unser Schutz vor allem Unbill, und wir verlassen uns sehr stark gerade auf die historischen Gebäude, die ja eine Komponente bilden, die statisch und immer zu sehen ist über die Generationen. Und die Tatsache, dass da jetzt auch in diesem Bereich erhebliche Schäden passiert sind, die ist wirklich ganz furchtbar, und man muss auch sagen, diese Merkpunkte, die so wichtig sind, sind angegriffen.
Darum werden wir uns ganz schnell und intensiv darum kümmern, Eigentümer, Kommunen, Vereine zu unterstützen, diese Schäden zu beheben. Unsere Stiftung hat dafür ein Sofortprogramm auf den Weg gebracht, wir stellen erst mal eine Million Euro zur Verfügung, um Notsicherungen und schnelle Behebungen durchzuführen, und haben schon eine weitere Million in Aussicht durch eine große private Stiftung, die uns an dieser Stelle auch noch mal unterstützen wird. Also wir bemühen uns, schnell und umfassend zu helfen, sobald die schlimmsten sonstigen Angelegenheiten geregelt werden konnten.

"Wir geben einfach eine Million vorab"

Köhler: Der Bundesinnenminister spricht von einer Milliardenaufgabe, Herr Seehofer, die Kanzlerin bietet auch schnelle Hilfe an. Ich nehme jetzt mal die Frage vorweg, weil Sie das Thema gerade angesprochen haben: Sie haben schon vor mehreren Tagen, ich glaube am 15., ein Spendenkonto eingerichtet, und gerade haben Sie gesagt, Sie haben so was wie einen Sonderfonds geschaffen?
Skudelny: Richtig. Normalerweise sammeln wir ja das Geld und geben es dann in die Zwecke hinein, und an dieser Stelle haben wir uns als Vorstand entschlossen zu sagen, wir gehen ins Risiko, wir geben einfach eine Million vorab und hoffen, dass dann die Sammlungsergebnisse das refinanzieren. Das ist unser Ziel. Sie sprachen vorhin von einer sehr großen Summe, die bezieht sich natürlich auf alle Schäden an Infrastruktur, an Leib und Leben, an Einrichtung und so weiter. Wir konzentrieren uns auf den Bereich der Denkmale, das ist der Zweck, für den wir stehen, und auch da sind die Schäden sicherlich immens. Wir hoffen aber, wenn die Notsicherungen erfolgt sind, dass man die schrittweise mit gebündeltem Engagement gemeinsam wiederherstellen kann, die Objekte.

Angebot primär für private Denkmaleigentümer

Köhler: Das heißt, wer kann sich an Sie wenden?
Skudelny: Jeder Eigentümer, der ein Denkmal besitzt, das einen Schaden genommen hat, darf sich ganz schnell und sehr gerne an uns wenden. Wir versuchen das möglichst einfach und unbürokratisch zu unterstützen. Insofern ist das wirklich an die Gesamtheit der Denkmaleigentümer gerichtet, dieses Angebot.
Köhler: Ich nehme noch ein Beispiel: Ihre Stiftung sitzt in Bonn, unweit des Ahrtals. Uns erreichen Bilder, dass beispielsweise eine in dem tiefen Ahrtal gelegenen Weinort Rech, den Sie vielleicht sogar kennen, eine gerade sanierte, mehrere hundert Jahre alte schöne, malerische Rundbogen-Steinbrücke, die Nepomukbrücke, zusammengebrochen ist. Die Ortsteile sind seit mehreren Tagen getrennt, die Bewohner können nur durch Boote erreicht werden – über Sanitär- und Wasserversorgung hab ich noch gar nicht gesprochen. Wäre das so ein klassischer Fall, wo Sie sagen, das fällt in unseren zentralen Aufgabenbereich?
Skudelny: Wir sehen unseren Aufgabenbereich tatsächlich zentral an den Stellen, wo privates Engagement für den Erhalt von Denkmalen verantwortlich ist, also das heißt private Eigentümer …
Köhler: Also nicht kommunales?
Skudelny: Weniger kommunales, aber wir würden jetzt in einer solchen Ausnahmesituation, wenn eine Kommune sich anstrengen muss, um ein solches Gebäude wiederherzurichten, sicherlich auch Möglichkeiten sehen, denkmalpflegerischen Mehraufwand mitzutragen. Das sind Ausnahmeerscheinungen, aber auch da versperren wir uns nicht, wenn das hilft, die Sache wieder in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen.
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Hochwasserschutz ausbauen

Köhler: Könnte es sein, dass in künftige denkmalschützerische Bedingungskataloge – ich sag’s mal ein bisschen umständlich –, also in Förderkriterien auch so was miteinfließt, dass Hochwasserschutz, Katastrophenschutz da mehr Gewicht findet, dass man sagt, lasst und noch mal genauer die Fundamente angucken, lasst uns gucken, was mit Fallrohren und ähnlichen Dingen ist, dass Sie das vielleicht noch mehr berücksichtigen müssen?
Skudelny: Ich nehme an auf den ersten Blick, dass wir hier umfassender schauen müssen. Die Denkmale sind ja leider nur ein ganz kleiner Bestandteil der Bausubstanz, und ich glaube, man muss insgesamt sich Gedanken machen, wie kann man eben solche Wassermassen von Besiedlungen fernhalten oder sie relativieren. Und da kann eine Komponente natürlich auch sein, dass man spezifische Maßnahmen für besondere Denkmale trifft, die den Hochwasserschutz ausmachen. Es gibt tatsächlich zum Beispiel an der Nahe, wo früher sehr regelmäßig Hochwasser ganze Innenstädte immer wieder Jahr für Jahr überflutet haben, da hat man sich Dinge einfallen lassen, um den Hochwasserschutz für Denkmale und andere Bauten zu verbessern, und ich glaube, solches muss man eben jetzt auch an anderen Stellen überlegen. Das sind hohe Kosten, die aufzubringen sind, aber es wird sich nicht vermeiden lassen, weil solche Ereignisse können sich immer wiederholen. Wir wollen uns davor schützen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.