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Freie Wähler
Volksbegehren gegen G8 in Bayern angestrebt

Die Freien Wähler in Bayern haben 27.000 Unterschriften für das G9-Abitur gesammelt. Sie streben ein Volksbegehren an, um die Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 in Bayern einzuführen. Ein anderes wichtiges bildungspolitisches Gesetz konnte die Partei schon einmal kippen: die Studiengebühren.

Von Michael Watzke |
    Leeres Klassenzimmer
    Das bayerische Kultus-Ministerium hatte auf die G8/G9-Debatte bisher mit dem sogenannten Flexi-Jahr reagiert. (picture alliance / dpa / Stefan Sauer)
    In der Fraktions-Geschäftsstelle der Freien Wähler lagern 27.000 Unterschriften für das Abitur G9. Anfang nächster Woche, so haben die Freien Wähler heute entschieden, werden sie dem bayerischen Innenminister diese Unterschriften-Listen präsentieren. Ursprünglich, erklärt Generalsekretär Michael Piazolo, hatten die Abgeordneten per Gesetz-Entwurf versucht, das neunstufige Gymnasium wieder einzuführen.
    "Damit sind wir aber nicht durchgekommen, die CSU hat das abgelehnt. Und deshalb haben wir unser Volksbegehren gestartet. Wir haben die Unterschriften zusammen und werden jetzt einreichen. Und dann muss das Innenministerium prüfen, ob unser Volksbegehren zulässig ist. Ich gehe davon aus, dass es zulässig ist. Und dann wird es einen Termin geben für das Volksbegehren. Da müssen eine Million Menschen hingehen. Das sind viele."
    Seehofers Position
    Aber nicht so viele, dass die Freien Wähler es nicht schaffen könnten. Sie haben schon einmal ein wichtiges bildungs-politisches Gesetz per Volksbegehren gekippt: die Studiengebühren. Damals schwenkte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer im letzten Moment um. Statt für war er plötzlich gegen Studiengebühren. Beim neunstufigen Gymnasium sagte Seehofer bisher:
    "Es gibt keine Rückkehr zum G9."
    Aber in drei Wochen finden in Bayern Kommunalwahlen statt. Laut Umfragen wollen die meisten Eltern in Bayern das G9 zurück. Deshalb sagt Seehofer neuerdings auch:
    "Jetzt sollen erst einmal die Unterschriften eingereicht werden. Und dann soll es erst einmal geprüft werden. Und dann werden wir in aller Ruhe in der Partei und den Fraktionen beraten, wie wir da weiter vorgehen. Die Philologen haben angekündigt: Sie werden einen Vorschlag vorlegen. Und ich habe schon vor einem Jahr gesagt: Wenn die Philologen einen Vorschlag vorlegen, werden wir darüber reden."
    Seehofer spielt auf Zeit. Denn der Vorschlag des bayerischen Philologen-Verbandes kommt erst nach der Kommunal-Wahl. Dieser Vorschlag könnte durchaus eine partielle Rückkehr zum neunstufigen Gymnasium beinhalten. Denn Philologen-Verbands-Chef Max Schmidt will die Qualität des Abiturs hochhalten und gleichzeitig möglichst wenig Lern-Stoff aus den Lehrplänen nehmen. Bisher war eine Rückkehr zum G9 bei vielen Gymnasial-Lehrern in Bayern unbeliebt. Vor allem aus organisatorischen Gründen. Zu Unrecht, findet Michael Piazolo von den Freien Wählern:
    "Wir haben uns vielfach erkundigt und mit Experten und Schuldirektoren gesprochen. Und die einhellige Meinung ist: Gerade an größeren Schulen mit vier Zügen dürfte es kein größeres organisatorisches Problem sein, beide Varianten - G8 und G9 - anzubieten. Bei den kleineren Gymnasien mit nur drei Zügen macht es mehr Schwierigkeiten, da kann man es schaffen. Man kann aber auch sagen: Die eine Schule macht G8, die andere G9."
    Das Flexi-Jahr in Bayern
    Das bayerische Kultus-Ministerium hatte auf die G8/G9-Debatte bisher mit dem sogenannten Flexi-Jahr reagiert. Einer Art freiwilligem Wiederholungs-Jahr für leistungsschwächere Schüler. Aber das Flexi-Jahr wird bisher nur wenig genutzt. Kultusminister Spaenle, früher ein G8-Verfechter, weicht bei Fragen zum G9 mittlerweile aus:
    "Ich sag mal so: Acht Jahre für alle ist pädagogisch überholt, neun Jahre für alle auch. Wir gehen in Bayern den Weg, dass wir den Schülern von der flexiblen Grundschule bis zur Möglichkeit, beim Wechsel von Realschule auf Gymnasium ein Jahr zusätzlich in Anspruch zu nehmen, Wahlmöglichkeiten geben. Insofern werden wir dieses Volksbegehren – wenn es dazu kommt, dass die Unterschriften eingereicht werden – in aller Ruhe abwarten."
    Abwarten bis nach den Wahlen – das bleibt die Taktik der CSU.
    "Reden mit den Schülern, den Eltern, den Lehrern und den Verbänden. Mehr muss man heute nicht sagen."
    Für die Opposition in Bayern heißt das nichts anderes als: das G9 in Bayern kommt.