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Game Developers Conference 2014
Versionierung für die Teamarbeit am Game

Wer ein Computerspiel entwickelt, braucht zwei Arten von Helfern: die Coder für die Programmierung und Künstler. Sie modellieren das Skelett des Ritters, sie malen die Textur seines Gesichts und seiner Rüstung. Damit diese gut zusammenarbeiten, gibt es Versionierungssoftware.

Von Maximilian Schönherr | 16.08.2014
    Porträt von Ralf Gronkowski, Volkswirt, Informatiker, Softwareexperte und Vertreter des Softwarehauses Perforce in Hamburg.
    Ralf Gronkowski, Volkswirt, Informatiker, Softwareexperte und Vertreter des Softwarehauses Perforce in Hamburg. (picture-alliance / dpa / Maximilian Schönherr)
    Die Versionierung ist ein Fachbegriff aus der Welt der Datenbanken. Er hat nichts mit der Version zu tun, mit der eine Software oder ein Automodell auf dem Markt erscheint. Bei Computerspielen bedeutet Versionierung, dass jedes Bild, das der Grafiker zuliefert, jede Änderung der Proportionen einer 3D-Figur, eine Nummer bekommt.
    Die Versionierungssoftware zeigt dann allen im Team das aktualisierte Bild an, es fließt automatisch in den Programmcode ein. Umgekehrt wird auch jeder wichtige Schritt der Programmierer "versioniert". Die Grafiker sehen dann zum Beispiel, dass die Figur nicht mehr von Raum A in Raum B, sondern in Raum C geht.
    Die Versionierungssoftware protokolliert die ganze Entstehung eines Produkts. Sie sorgt auch für Rechtssicherheit. Beispiel Computeranimationsindustrie, Pixar. Ein Mann verklagte die Firma, den Fisch Nemo von ihm kopiert zu haben.
    "Pixar ist es damals nur durch den Verweis gelungen, dass es eine erste Version eines Sketchs von Nemo in der Versionierung lag. Die wurde dann verwendet, um nachzuweisen, dass Pixar tatsächlich Nemo erfunden hat."
    Ralf Gronkowski von Perforce, einer der ältesten Firmen, die Versionierungssoftware herstellt. Kunden im Flugzeugbau kommen bei der Versionierung auf Datenmengen im Terabyte-Bereich und darüber. Dabei fließt durchaus nicht jeder Schritt der Programmierer oder Künstler mit ein:
    "Die Undo-Schleifen aus den Programmen kommen in unsere Software nicht rein. Der Anwender muss eine bewusste und gewollte Entscheidung treffen, dass ein gegenwärtiger Stand jetzt ein versionierbarer Status sein soll."
    Teamarbeit wird durch Versionierung gefördert
    Die Versionierung fördert, wie man jetzt verstärkt bei der Entwicklung von Computerspielen sieht, die Teamarbeit. Das ist nicht trivial, denn die beiden Gruppen Artists und Coder sind sich zunächst einmal fremd.
    "In der Spieleindustrie werden die Beteiligten dazu angehalten, sehr stark dazu angehalten, sehr eng zusammenzuarbeiten. Da sagt man einem Artist – da gibt es oftmals auch den Begriff des Technical Artist –, wir machen hier eine Software. Und du musst schon ein bisschen auf die Belange der Softwareentwicklung Rücksicht nehmen. Du bist vielleicht ein Künstler, aber ein so großer Künstler, dass du die komplette Artist-Freiheit hast, bist du doch nicht."
    In der Spielindustrie ist ein Open-Source-Paket zur Versionierung beliebt; es kostet nichts und heißt GitHub. Für Ralf Gronkowski, der ein kommerzielles Programm vertreibt, ist Git ein vorbildliches Produkt, mit dem das seiner Firma gut harmoniert. In dem seit Jahren stetig wachsenden Markt für kollaborative Entwicklungssoftware ist viel Platz für viele.