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Notre-Dame
Das Ewige ist verletzlich

"Unser Drama", titelt die Tageszeitung Libération. Im Angesicht der brennenden Kathedrale wird auch ein säkulares Land andächtig. Man habe geglaubt, dass dieses Schiff, das seit 800 Jahren in der Seine liegt, ewig halten werde, sagte die Journalistin Suzanne Krause.

Suzanne Krause im Gespräch mit Christiane Florin |
Der Spitzturm von Notre-Dame fällt während des Brandes um
Der Spitzturm von Notre-Dame wurde im Feuer zerstört. (Geoffroy VAN DER HASSELT / AFP)
Notre-Dame ist mehr als eine Kathedrale, mehr als eine Sehenswürdigkeit, mehr als ein Weltkulturerbe. Die Bilder der brennenden Kirche mitten in Paris lösten Erschütterung aus, im Netz wurde getwittert, auf den Plätzen rund um die Ile de la Cité, auf der Notre-Dame steht, war es dagegen still und andächtig. Suzanne Krause berichtet regelmäßig auch über Religionsthemen aus Frankreich, vor einigen Wochen über Vandalismus in Kirchen, gestern über Glauben und Nicht-Glauben in Frankreich.
Besonders gut habe die linksliberale, religionsferne Zeitung "Libération" die Seelenlage getroffen mit dem Titel "Notre Drame", also "Unser Drama", sagt Suzanne Krause im Kolleginnengespräch. Die Kathedrale gelte als ein "Emblem der französischen Geschichte", etwa durch die Krönung Napoleons und durch die Messe nach der Befreiung von der deutschen Besatzung. Man habe geglaubt, dass dieses Schiff, das seit 800 Jahren in der Seine liegt, ewig halten werde. "Es löst sehr große Bestürzung aus, das etwas, was als ewig galt, plötzlich zerstört werden kann", so Krause.
Mehr Kultur als Kultus
Mehr als die Hälfte der französischen Bevölkerung gehört keiner Religionsgemeinschaft mehr an, nur fünf Prozent der Katholikinnen und Katholiken gelten als praktizierend: "Aber für viele gehört nicht unbedingt der Kultus, aber die christliche Kultur zum Alltag." Bei Notre-Dame gehe es nicht um ein gemeinsames Heimaterbe.
Eigentlich sollten in der Woche vor Ostern in der Kathedrale täglich vier Messen stattfinden, darunter die Chrisammesse mit der Weihe der heiligen Öle, die der Erzbischof zelebriert, außerdem eine Kreuzwegandacht auf dem Vorplatz und ein Konzert.