
Der Sprecher der Universitätsmedizin Göttingen, Kroemer, sagte im Deutschlandfunk, es müssten sowohl die Vergütung und die Weiterbildungsmöglichkeiten für Mitarbeiter, als auch die Personalschlüssel und die Struktur der Verantwortlichkeiten grundlegend verbessert werden. In der klinischen Pflege gebe es sowohl einen Bewerber- als auch einen Stellenmangel, Letzerer sei auch dadurch begründet, dass Krankenhäuser selbst über die Verwendung der Gewinne aus Fallpauschalen entscheiden könnten. Diese Gelder würden häufig in die klinische Infrastruktur und nicht in die Pflege investiert.
Die Vizepräsidentin des Deutschen Pflegerates, Maier, sagte die Arbeitszeit müsse reduziert und Pflegern bessere Karrierechancen geboten werden, etwa durch ein späteres Studium. Außerdem sei ein günstigerer Patientenschlüssel notwendig. Dafür müssten in Deutschland als Sofortprogramm etwa 50.000 neue Pflegekräfte eingestellt werden. Die im Sondierungspapier angekündigten 8.000 neuen Pflege-Fachkraftstellen in Heimen seien "nichts Halbes und nichts Ganzes". Damit könne man nichts anfangen, unterstrich Maier. Sie sprach sich zudem für die Einrichtung eines nationalen runden Tisches, der auch Implementierung von Maßnahmen und deren Nachhaltigkeit überprüfe.
"Wenige schwarze Schafe haben zu einer Misstrauenskultur geführt"
Der Medizinökonom Thielscher von der privaten FOM Hochschule forderte angesichts der enormen bundesweiten Qualitätsunterschiede ein neues Bewertungssystem für die stationäre Pflege.
Der Geschäftsführer eines psychiatrischen Pflegedienstes, Meyer, beklagte, das Geld der Krankenkassen fließe in der ambulanten Pflege häufig eher in die Verwaltung als in die Pflege. Einige wenige schwarze Schafe hätten zu einer "Misstrauenskultur" bei den Krankenkassen geführt, die den ambulanten Diensten nun immer mehr bürokratische Auflagen machten.