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Gewalt gegen Frauen
"Seit Silvester hat sich einiges getan"

Das Thema Gewalt gegen Frauen ist seit der Silvesternacht in Köln stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Es müsse sich aber noch deutlich mehr ändern, sagte Irmgard Kopetzky von der Kölner Initiative gegen sexualisierte Gewalt im Deutschlandfunk.

Irmgard Kopetzky im Gespräch mit Susanne Schrammar |
    Eine Frau protestiert am 10.01.2016 in Köln vor dem Hauptbahnhof und dem Dom gegen sexuelle Gewalt mit einem Plakat "Angstfrei leben".
    Frauen protestieren im Januar 2016 in Köln gegen sexuelle Gewalt (picture alliance / dpa / Maja Hitij)
    "Es hat sich einiges getan, vor allem in den Köpfen der Leute", sagte Irmgard Kopetzky im Deutschlandfunk. Die Aktivistin gehört zu den Initiatoren eines Protestmarsches in Köln, mit dem am heutigen internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen auf das Thema aufmerksam gemacht werden soll.
    Durch die "große Resonanz" und die "opferfreundliche Berichterstattung" nach den Vorfällen in der Silvesternacht sei zum einen bei den Betroffenen die Hemmschwelle gesunken, Anzeige zu erstatten. Den Opfern sei dadurch klar geworden, dass ihnen Unrecht widerfahren sei. Zum anderen seien viele Menschen "sensibilisierter" und griffen eher ein, wenn in ihrem Umfeld etwas passiere. "Das ist schon mal ein guter Anfang", meinte Kopetzky.
    Übergriffe bei Großveranstaltungen an der Tagesordnung
    Sie wies darauf hin, dass es "bei Großveranstaltungen generell eine ganze Reihe von Übergriffen, Grenzüberschreitungen bis hin zu Vergewaltigungen" gebe. Nur drängen diese normalerweise "nicht so intensiv an die Öffentlichkeit".
    Die Initiative gegen sexualisierte Gewalt will deshalb bei künftigen Großveranstaltungen in und um Köln eine Anlaufstelle für betroffene Frauen einrichten. Dadurch solle das individuelle Sicherheitsempfinden verbessert werden, aber auch die tatsächliche Sicherheit, nämlich dadurch, dass "man vor Ort präsent ist, dass signalisiert wird, wir sind da". *Das "Beratungsmobil" wird zum ersten Mal am Silvesterabend von 21 bis 3 Uhr mit zwei Beraterinnen auf dem Alter Markt im Einsatz sein.
    Kopetzky hat bereits im Mai in einem offenen Brief an die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker ein Konzept gefordert, wie die Gewalt gegen Frauen eingedämmt werden soll. "Auf vielen Ebenen muss sich noch einiges bewegen", betonte sie im DLF und nannte als Beispiel den Kölner Karneval. Hier könnten die Karnevalsgesellschaften stärker signalisieren: "Wir stellen uns mit euch dagegen."
    *Diese Information haben wir nach einem Telefonat mit Karolin Balzar ergänzt. Sie ist die Leiterin des Gewaltschutzzentrums beim Sozialdienst katholischer Frauen in Köln und ebenfalls aktiv in der Initiative gegen sexualisierte Gewalt.