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Globale Herausforderung Wasserknappheit

Wasser ist einer der wichtigsten Rohstoffe. Doch der wird in Folge des Bevölkerungswachstums, der Konsumgewohnheiten der Industrienationen und des Klimawandels knapp. In Stockholm diskutieren rund 2000 Experten, wie sich der Warenfluss des Wassers künftig zum Nutzen aller regulieren lässt.

Von Alexander Budde |
    Bis zur Mitte des Jahrhunderts wird die Zahl der Erdenbewohner nach Prognosen der Vereinten Nationen um zwei Milliarden zunehmen. Den größten Zuwachs wird es in jenen Weltregionen in Asien und Afrika geben, die bereits heute unter den Folgen des Klimawandels zu leiden haben. Die Hydrologin Malin Falkenmark und ihre Kollegen vom Stockholmer Wasserinstitut (SIWI) rechnen in einer neuen Studie mit einer Zunahme extremer Wetterphänomene wie Dürren und Überschwemmungen. Als größte Gefahr für den Wasserhaushalt des blauen Planeten haben die Forscher jedoch die Konsumgewohnheiten in den reichen Industriestaaten ausgemacht, die der rasant wachsenden Menschheit überall auf der Welt zum Vorbild gereichen.

    "Wir wissen, wie viel Wasser auf den globalen Ackerflächen verfügbar ist. Wir können den Einfluss der Erderwärmung auf den künftigen Bedarf der Nutzpflanzen abschätzen. Wenn wir dann noch die sich wandelnden Konsumgewohnheiten der Verbraucher ins Kalkül ziehen, können wir einige Aussagen darüber machen, wie unsere Welt im Jahr 2050 aussehen wird. In einigen Regionen wird es nicht genügend Wasser geben, um die dortige Bevölkerung sicher zu versorgen. Es sei denn, es gelingt uns, Nahrung aus den wasserreichen in die unterversorgten Regionen zu transportieren. Tierische Proteine – also Fleisch – machen bald 20 Prozent unserer Nahrung aus. Wir können aber auf nicht mehr als fünf Prozent im globalen Durchschnitt hoffen. Einfach deshalb, weil die Fleischproduktion so enorme Mengen Wasser verbraucht."

    Weltweit leiden eine Milliarde Menschen an Hunger und Mangelernährung, warnt die Welternährungsorganisation FAO. Dabei gibt es nach Ansicht der meisten Experten schon heute genug Getreide, um den Hunger einer wachsenden Weltbevölkerung zu stillen. Doch gegenwärtig wird mehr als die Hälfte aller global produzierten Nutzpflanzen zu Viehfutter verarbeitet, für die Energiegewinnung genutzt oder vom Endverbraucher auf den Müll geworfen. In den letzten Jahrzehnten ist der globale Pro-Kopf-Ertrag ständig gestiegen, weil stetig neue Ackerflächen erschlossen wurden. Dabei sind die Grenzen des Wachstums längst erkennbar, warnt Jan Lundqvist. Als Fallbeispiele nennt der wissenschaftlicher Berater am Stockholmer Wasserinstitut drei Kornkammern unserer Erde: im Norden Chinas und Indiens sowie im Gebiet über dem gewaltigen Ogalalla-Aquifer in den USA sei der Grundwasserspiegel auf einen kritischen Pegel abgesunken. Die intensive Bewässerung dort sei wegen der Energiekosten und Umweltschäden kaum länger zu verantworten.

    "Wird Wasser aus den Flüssen zur künstlichen Bewässerung der Felder genutzt, verdunstet es in der Atmosphäre. Für die Menschen, die flussabwärts leben, geht es somit verloren. Es fehlt auch für den Erhalt des aquatischen Ökosystems. Der Bau von Dämmen und Kanälen ist mit enormen Kosten verbunden. Die Bauern geizen nicht mit dem Wasser, weil es durch Subventionen verbilligt wird. Wenn das fertige Agrarprodukt dann nicht genutzt wird, ist das eine verantwortungslose Verschwendung von Ressourcen und eine sinnlose Belastung für die Lebensadern unserer Biosphäre."

    1000 Tonnen Wasser für eine Tonne Weizen, 16.000 Tonnen Wasser für eine Tonne Rindfleisch: Anthony Allan vom Londoner King's College hat als einer der ersten Forscher auf den versteckten Wasserverbrauch hingewiesen, der in unseren Konsumgütern enthalten ist. Der Brite ist überzeugt, dass Wasser über kurz oder lang zu einer strategischen Ware wird. Eine realistische Bewertung der knappen Ressource würde den Irrsinn politisch motivierter Subventionen für alle Beteiligten offensichtlich machen.

    "Wir betreiben unsere Landwirtschaft nicht rational. Der Anbau von Bioenergiepflanzen mag in Brasilien eine gute Idee sein, aber gewiss nicht in Europa. In Nordamerika mag es genug Wasser geben, aber wir brauchen diese Kornkammer um den Hunger in der Welt zu stillen. Politiker beginnen zu begreifen, welche Gefahren damit verbunden sind. Das macht mir Hoffnung."

    Auf ihrer diesjährigen Wasserwoche wollen die rund 2000 angereisten Experten diskutieren, wie sich der Warenfluss des Wassers künftig zum Nutzen aller kontrollieren