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Heike Knechtel
"Und dann kommt die Wut"

Nur zwei Jahre lang – in der siebten und achten Klasse – war Heike Knechtel auf der Kinder- und Jugendsportschule, dann wurde die Mittelstreckenläuferin aussortiert. Deshalb glaubte sie, dass sie keine Dopingmittel bekommen hatte. Erst durch eine Fernsehdokumentation, 25 Jahre nach dem Mauerfall, wuchs bei ihr die Erkenntnis: Auch sie ist ein Opfer des DDR-Zwangsdopingsystems.

Von Thomas Purschke |
    Heike Knechtel beim SC DHfK Leipzig
    Heike Knechtel beim SC DHfK Leipzig (Thomas Purschke)
    Knechtel, Jahrgang 1963, war als Leichtathletin für Mittelstreckenläufe, also 800 bis 3000 Meter, vorgesehen. "Es gab ein ständiges Aussieben", berichtet sie von ihrer Schulzeit. Erst vor einiger Zeit habe sie durch eine Reportage erfahren, "dass Doping im Spiel war". Knechtel erzählt: "Die Tabletten wurden vergeben über den Trainer und wir mussten Tabellen ausfüllen. Dort mussten wir angeben, wie viele wir von diesen sogenannten Vitamintabletten eingenommen haben. Man konnte kaum mogeln."
    "Ich bin immer noch ein lebensbejahender Mensch"
    Nach dem Abitur begann ihre Leidengeschichte. "Es ging von einer Operation zur nächsten." Knechtel musste ein Myom an der Gebärmutter entfernt werden, sie erkrankte an Brustkrebs und verlor eine Brust. Es folgte die Rekonstruktion, und wieder kam ein Myom, die Gebärmutter musste entfernt werden. "Ich leide an einer chronischen Depression. Ich habe Angstzustände, Schlaflosigkeit. Obwohl ich immer noch ein lebensbejahender Mensch bin."
    Die frühere Leichtathletin Heike Knechtel
    Die frühere Leichtathletin Heike Knechtel (Deutschlandradio / Thomas Purschke)
    Heute empfinde sie vor allem Wut. "Gegenüber den Verantwortlichen, die auch heute noch in verantwortlichen Positionen sitzen." Was ihr und vielen anderen widerfahren sei, sei ein Menschheitsvergehen. "Wieviele Beweise braucht man noch, dass die DDR ein Unrechtsstaat war?", fragt Knechtel.