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Holocaust-Gedenken in Buchenwald
AfD-Politiker Björn Höcke ist nicht willkommen

Nach seinen Äußerungen zum Berliner Holocaust-Mahnmal ist der thüringische AfD-Chef Björn Höcke von einer Veranstaltung des Thüringer Landtags in der Gedenkstätte Buchenwald ausgeladen worden. Seine Teilnahme sei "nicht akzeptabel", sagte der stellvertretende Direktor der zuständigen Stiftung. Höcke will trotzdem kommen.

    Die Gedenkstätte Buchenwald
    Die Gedenkstätte Buchenwald (imago stock&people)
    Jedes Jahr am 27. Januar wird in der Gedenkstätte Buchenwald an die Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Zu der Veranstaltung des Thüringer Landtags im ehemaligen KZ an diesem Freitag hat sich auch Björn Höcke angemeldet. Doch der AfD-Landes- und Fraktionsvorsitzende ist unerwünscht, wie die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora nun mitteilte.
    "Nach seiner Rede in Dresden ist eine Teilnahme von Herrn Höcke an der Kranzniederlegung im ehemaligen KZ Buchenwald nicht akzeptabel", sagte der stellvertretende Direktor, Rikola-Gunnar Lüttgenau. Es gehe darum, Buchenwald an diesem historischen Datum "als Ort der Trauer und der Erinnerung an die dort begangenen Verbrechen zu bewahren". Höcke könne aber gerne an allen anderen Tagen als dem 27. Januar privat die Stätte besuchen, um sich über "die verheerenden Folgen nationalistischer und völkischer Gesellschaftspolitik zu informieren".
    Höcke-Äußerungen stießen auch in der AfD auf Kritik
    Höcke hatte in der vergangenen Woche von einem "Denkmal der Schande" gesprochen und dies offensichtlich auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin gemünzt. Auf einer Veranstaltung der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative in Dresden sprach er zudem von einer "dämlichen Bewältigungspolitik" und forderte eine "erinnerungspolitische Wende um 180 Grad". Mit diesen Äußerungen löste Höcke bundesweit und parteiübergreifend Empörung aus.
    Nach Kritik auch in der AfD sprach sich der Bundesvorstand der Partei für ein Ordnungsverfahren gegen Höcke wegen parteischädigenden Verhaltens aus. Einen Parteiausschluss soll es aber nicht geben.
    Landtagspräsident schrieb Brief an Höcke
    Nach Informationen von DLF-Landeskorrespondent Henry Bernhard hat auch Landtagspräsident Christian Carius einen eindringlichen Brief an Höcke geschrieben. Darin fordert er ihn zur Klarstellung auf und legt ihm zudem nahe, sich für die "Verletzungen", die er bei den Opfern der nationalsozialistischen Verbrechen "ausgelöst" habe, "um Entschuldigung zu bitten". Höcke hatte erklärt, er sei falsch verstanden worden. Carius gegenüber verteidigte er seine Position.
    Bertrand Herz, Ehrenpräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos, betonte: "Wir wehren uns gegen das Erscheinen von Verharmlosern beim Gedenken an der Stätte unseres Martyriums." Die Überlebenden der Nazibarbarei und die Angehörigen der Ermordeten könnten nicht zulassen, dass die Bedeutung des Holocaust relativiert und das Andenken an die Opfer herabgewürdigt werde.
    Höcke will am Freitag dennoch nach Buchenwald kommen. Als Antwort schrieb er Stiftungsdirektor Volkhard Knigge wörtlich, "es steht Ihnen schlicht nicht zu, zu entscheiden, wer für ein Verfassungsorgan an dieser offiziellen Gedenkveranstaltung teilnimmt und wer nicht".
    Buchenwald war eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden. Zwischen 1937 und April 1945 inhaftierten die Nationalsozialisten dort rund 250.000 Menschen aus ganz Europa. Schätzungen gehen von 56.000 Todesopfern aus. Einge Teile des Lagers wurden nach dem Krieg von der sowjetischen Besatzungsmacht bis 1959 als Internierungslager genutzt.
    (kis/am)