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Fast ganz Silicon Valley kritisch gegenüber Trump

Facebook, Google, Microsoft, Apple und Amazon - die fünf großen Tech-Unternehmen aus dem Silicon Valley haben Kritik am neuen US-Präsidenten Donald Trump geäußert. Sie halten das verhängte Einreiseverbot für Staatsbürger aus sieben überwiegend muslimischen Ländern für den falschen Weg. Die Unternehmen sind auch beim Personal global ausgerichtet.

Wissenschaftsjournalist Marcus Schuler im Gespräch mit Manfred Kloiber | 04.02.2017
    US-Präsident Donald Trump (31.01.2017)
    US-Präsident Donald Trump. (dpa / picture alliance / Ron Sachs)
    Manfred Kloiber: Wie muss man diese Kritik von Facebook, Google, Microsoft, Apple und Amazon bewerten?
    Marcus Schuler: Ich halte diese Kritik für außergewöhnlich. Erinnern wir uns zurück: Anfang Dezember da hatte Trump die Chefs der wichtigsten Tech-Unternehmen zu sich nach New York in seinen Trump-Tower eingeladen. Viel ist von dem Treffen nicht durchgedrungen. Es gingen vor allem die Bilder der gezwungen lächelnden Chefs von Alphabet, dem Google Mutterkonzern, von Amazon, Apple und den anderen Größen um die Welt. Die Vorstände nahmen wohl an, dass man sich auf die ein oder andere Weise mit der neuen Regierung arrangieren könnte und dass Trump - wenn er denn erst einmal im Amt ist, in einen etwas "präsidialeren Modus" wechseln würde. Wie wir alle wissen, war das ein Trugschluss. Als der neue US-Präsident nun am vorvergangenen Freitag sein Dekret unterzeichnete, das Menschen muslimischen Glaubens aus sieben Ländern die Einreise in die USA verwehrte, da scheint den CEOs der Tech-Unternehmen der Kragen geplatzt zu sein.
    Kloiber: Sergey Brin, der Mit-Gründer von Google, hat sich sogar am Flughafen von San Francisco am vergangenen Samstag an einer Demonstration gegen das Trumpsche Dekret beteiligt.
    Schuler: Das Silicon Valley und die großen Tech-Unternehmen sind seit jeher eher liberal ausgerichtet. Im Wahlkampf haben sie überwiegend die Demokraten und Hillary Clinton unterstützt. Umso größer war natürlich der Schock im November - nach der Wahl. Google hat sein Lobby-Büro in Washington in den vergangenen Wochen um konservative, den Republikaner nahestehende Lobbyisten erweitert. Google und Co fürchten, dass dieser Erlass des Präsidenten erst der Anfang ist und die Tech-Unternehmen bei der Personalauswahl noch stärker eingeschränkt werden könnten.
    Die Tech-Riesen sind auch beim Personal global ausgerichtet
    Kloiber: Was konkret wird befürchtet?
    Schuler: Die großen Tech-Unternehmen rühmen sich damit, die besten Uni-Absolventen zu rekrutieren. Tausende hoch qualifizierte Ausländer aus der ganzen Welt arbeiten im Silicon Valley. Alle Unternehmen sind natürlich stark global ausgerichtet. Ein Präsident, der anderen Ländern mit Handelskriegen droht, ist schlecht fürs Geschäft. Ebenso eine Abschottung und Slogans wie "Amerika zuerst". Ein großes Thema ist bei den Technologie-Unternehmen natürlich auch die Vergabe der begehrten H1B-Visen. Mit diesen können Ausländer ins Land geholt und beschäftigt werden. Hier hat man sich schon mit der Regierung von Präsident Obama gestritten. Die Tech-Riesen fürchten nun aber, dass der neue US-Präsident die Zahl dieser Visen noch weiter einschränken oder gar aussetzen könnte. Frei nach dem Motto: Americans first.
    Kloiber: Nehmen denn alle Unternehmen im Silicon Valley eine ablehnende Haltung gegen Donald Trump ein?
    Schuler: Im Moment ist das so. Selbst Uber-Chef Kalanick hat sich am Donnerstag aus den Berater-Gremien von Trump zurückgezogen. Begründung: Er stehe nicht hinter der Politik Trumps. Der Fahrdienstleister Uber hatte am vergangenen Samstag die Fahrpreiszuschläge ausgesetzt, als die normalen Taxifahrer aus Protest den JFK-Flughafen in New York bestreikt hatten. Dafür musste sich Uber viel Kritik gefallen lassen. Angeblich haben in den vergangenen Tagen mehr als 200.000 Menschen ihr Uber-Konto gekündigt. Das ist erheblich. Es gibt zur Zeit nur eine bekannte Persönlichkeit aus dem Valley, die zu Trump hält. Das ist der deutschstämmige Peter Thiel. Ein mehrfacher Milliardär, der Papypal mitgegründet hat.
    Öffentlicher Druck, Spenden und Lobby-Arbeit
    Kloiber: Welche Pläne gibt es, um sich gegen Trump zur Wehr zu setzen?
    Schuler: Das eine ist öffentlicher Druck, zum Beispiel durch eine gemeinsame Erklärung. Und das sind Spenden und verstärkte Lobby-Arbeit in Washington. Mehr als 40 Millionen Dollar wurde allein am vergangenen Wochenende für die Bürgerrechtsbewegung ACLU gesammelt. Die Tech-Unternehmen aber auch Hollywood-Produzenten und Schauspieler haben hier große Summen gespendet. Die ACLU beschäftigt Rechtsanwälte, die unter anderem am vergangenen Wochenende viele Menschen, die an US-Flughäfen festgehalten und nicht einreisen konnten, per Gerichtsbeschluss freibekommen haben.