Archiv

Intrigantenstadel bei den Republikanern
Streit um den Posten des Außenministers

Die Spekulationen darüber, wen der designierte US-Präsident Trump ins Amt des Außenministers beruft, laufen auf Hochtouren. Wird es Mitt Romney, der Trump im Wahlkampf mehrfach scharf kritisiert hatte, oder der frühere New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani? Der Streit zeigt, wie tief die Gräben zwischen den verschiedenen Flügeln der Republikaner sind.

Von Thilo Kößler |
    Der künftige US-Präsident Donald Trump verabschiedet Mitt Romney.
    noch steht nicht fest, wer künftiger US-Außenminister wird. Ein möglicher Kandidat: Mitt Romney. (picture alliance / dpa / Aude Guerrucci / Pool)
    Ausgerechnet Kellyanne Conway, gewiefte Wahlkampfmanagerin und eine der engsten Beraterinnen Donald Trumps, vermittelte einen tiefen Einblick in die Grabenkriege, die hinter den Kulissen zwischen den verschiedenen Flügeln der Republikaner ausgebrochen sind.
    Es geht um die Besetzung des wichtigen Postens des Außenministers. Es habe eine wahre Sintflut an Kommentaren in den sozialen Medien gegeben, schrieb Conway im Nachrichtendienst Twitter. Trump-Anhänger hätten zu Tausenden vor der Personalie Mitt Romney gewarnt. Tatsächlich hält Donald Trump seit Tagen das Gerücht aufrecht, dass er den ehemaligen Präsidentschaftsbewerber Mitt Romney für diesen Posten favorisiere – ausgerechnet Mitt Romney, mit dem er sich im Wahlkampf heftige Gefechte geliefert hatte. Romney hatte Trump als Blender und Betrüger bezeichnet, dessen Glaubwürdigkeit so viel wert sei wie ein Abschluss bei der Trump-Universität
    Und Donald Trump hatte zurückgekeilt: Romney habe ihn um einen Posten angebettelt – wenn er Romney gesagt hätte: Geh auf die Knie, dann wäre er auf die Knie gefallen.
    Deutliches Signal an die Mitte der Partei
    Was Romney jetzt für Trump interessant macht, ist die Tatsache, dass er als Vertreter des republikanischen Parteiestablishments gilt, das Trump befrieden möchte. Mitt Romney im Amt des Außenministers wäre ein deutliches Signal an die Mitte der Partei, den Grabenkrieg zu beenden, der während des Wahlkampfs aufgebrochen war. Doch nun machen die Kräfte mobil, die Trump in den letzten Monaten loyal ergeben waren. Newt Gingrich zum Beispiel, der ehemalige Parlamentschef, der immer wieder als Hardliner und parteiinterner Heckenschütze von sich reden macht, bekundete im Trump-nahen Fernsehkanal Fox News, er habe Zweifel, ob Romney wirklich für die harte "America-first"-Philosophie stehen würde, die Trumps künftige Außenpolitik auszeichnen soll.
    Im Übrigen zweifle er an der Loyalität Mitt Romneys – ihm würden auf der Stelle 20 bessere Namen einfallen, sagte Gingrich.
    Ex-Bürgermeister als Außenminister?
    Die Kämpfe dürften von einem prominenten Trump-Vertrauten befördert werden, der sich selbst als Favoriten für diesen Posten sieht: New Yorks ehemaliger Bürgermeister Rudy Giuliani ließ bereits frühzeitig wissen, dass er für diesen Posten zur Verfügung stehe – allerdings nur für diesen. Seit Mitt Romney im Gespräch ist, lässt Giuliani keine Gelegenheit aus, um ihn und andere mögliche Mitbewerber anzuschwärzen.
    Allerdings dürfte Präsident Trump ernsthafte Probleme mit dem Senat bekommen, wenn er sich tatsächlich für Giuliani entscheiden würde: der New Yorker Ex-Bürgermeister ist wegen ausländischer Geschäftspartner seiner Beratungsfirma und wegen überhöhter Rednerhonorare vor nicht immer gut beleumdeten Publikum in die Kritik geraten und dürfte bei der Anhörung im Senat entsprechend gegrillt werden.
    Ein Dritter könnte profitieren
    Möglich, dass von diesem erbitterten Streit ein dritter Kandidat profitiert: Angeblich ist nun auch ein Ex-Militär für den Posten des Außenministers auf die Favoritenliste gerutscht: General John F. Kelly, der auch schon unter Obama auf hochrangigen Posten diente, komme möglicherweise der Neigung Trumps entgegen, Kandidaten mit militärischer Erfahrung in hohe außenpolitische Ämter zu bringen, schreibt die "New York Times".
    Je länger Donald Trump mit seiner Entscheidung zuwartet, desto größer dürfte der Druck aus den Reihen seiner eigenen Vertrauten werden.