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Iran und USA
Ein spannungsvolles Verhältnis

Ein Vierteljahrhundert lang wurde der persische Schah von den USA unterstützt. Doch sein Regime wurde immer repressiver, was die Amerikaner in der Gunst der iranischen Bevölkerung sinken ließ. 1979 - Ayatollah Khomeini hatte inzwischen die Macht übernommen - kam es zu einem absoluten Tiefpunkt in den Beziehungen: die Geiselnahme von 52 amerikanischen Botschaftsmitgliedern.

Von Marcus Pindur | 03.04.2015
    Demonstranten mit einem überdimensionalen Bild des Revolutionsführers Ayatollah Khomeini während einer Anti-Schah-Demonstration in Teheran.
    Demonstranten mit einem überdimensionalen Bild des Revolutionsführers Ayatollah Khomeini während einer Anti-Schah-Demonstration in Teheran. (picture alliance / dpa / United Press International)
    Der Kalte Krieg prägte die Beziehungen der USA mit dem Iran bis zum Ende der 70er-Jahre maßgeblich. Der Iran, mit seiner langen Grenze zur damaligen Sowjetunion, galt als verlässlicher Bündnispartner und Stabilitätsanker am Persischen Golf. Dwight Eisenhower besuchte das Land 1959 als erster Präsident der USA.
    Die USA waren alarmiert, weil die Sowjetunion seit den späten 1940er Jahren in den aserbaidschanischen und kurdischen Provinzen des Landes Separatisten unterstützte. Die USA halfen deshalb 1953, einen vom britischen Geheimdienst MI 6 organisierten Coup gegen den sozialistischen Ministerpräsidenten Mossadegh durchzuführen. Dieser wollte die "Anglo-Iranian Oil Company" verstaatlichen, die sich im britischen Besitz befand und lediglich 15 Prozent ihrer Gewinne an die iranische Regierung abführte.
    Der Coup gegen Mossadegh und die Wiederinstallierung des Schah-Regimes wird von vielen Historikern als eine Ursünde der iranisch-amerikanischen Beziehungen bewertet. In den darauffolgenden 25 Jahren unterstützten die USA den Schah nach Kräften. Die ins Unermessliche steigenden Öleinkünfte und die zunehmende westliche Abhängigkeit vom Erdöl führten zu einer paradoxen Entwicklung. Einerseits wurden die USA von der Bevölkerung im Iran als Stütze des immer repressiveren Schah-Regimes wahrgenommen, andererseits ließ der tatsächliche Einfluss der USA auf die politische Entwicklung im Iran immer weiter nach.
    Der amerikanische Präsident Jimmy Carter stieß deshalb mit seinen zaghaften Versuchen, vom Schah Reza Pahlevi mehr Menschen- und Bürgerrechte einzufordern, auf Granit. Doch es kam noch schlimmer. 1979 wurde der Schah durch einen Volksaufstand ins Exil gezwungen. Der greise religiöse Führer Ayatollah Khomeini etablierte einen islamischen Staat. Am 4. November 1979 stürmten radikal-religiöse Studenten die amerikanische Botschaft in Teheran.
    Streitpunkt Nuklear-Programm
    Doch die Warnungen Präsident Carters bewirkten nichts. 52 Botschaftsmitarbeiter wurden als Geiseln genommen und erst nach 444 Tagen wieder freigelassen. Von diesem Bruch des Völkerrechts, der von staatlichen iranischen Stellen geduldet wurde, hat sich das Verhältnis nie erholt. Die USA brechen die diplomatischen Beziehungen ab.
    Für die USA dominieren seitdem vor allem zwei Themen das Verhältnis mit dem Iran: die Unterstützung terroristischer Aktivitäten durch den Iran, deren Ziel auch immer wieder US-Amerikaner sind, wie beim Bombardement der amerikanischen Botschaft und der Kaserne der Marines im libanesischen Beirut - mehr als 250 Amerikaner sterben.
    Und das Nuklearprogramm des Landes.
    Von 2006 bis 2008 verhängt der UN-Sicherheitsrat drei Sanktionsrunden gegen den Iran. Die Obama-Administration und die europäischen Partner einigen sich 2010 auf eine weitere Verschärfung der Sanktionen: Der Iran wurde de facto von den internationalen Finanzmärkten abgeschnitten. Präsident Obama erklärt 2012 erneut, er werde einen nuklear bewaffneten Iran nicht dulden.
    "Solange ich Präsident der Vereinigten Staaten bin, wird der Iran keine Nuklearwaffen haben. Ich habe das bereits bei meinem Amtsantritt klargemacht. Wir haben seitdem eine Koalition für ein starkes Sanktionsregime zusammen bekommen. Wir haben das gemacht, weil ein nuklear bewaffneter Iran eine Bedrohung unserer nationalen Sicherheit ist, und eine Bedrohung Israels."
    Die Sanktionen, gekoppelt mit einem Verhandlungsangebot Präsident Obamas an den neuen, weniger ideologischen iranischen Präsidenten Rohani, sind es, die den Iran an den Verhandlungstisch bringen.