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Is was?! Aufreger der Woche
Regieren? Irgendwer?

Wir hatten die Wahl. Aber haben wir sie zur vollsten Zufriedenheit unserer Politiker getroffen? Werden sie uns "jagen" (Gauland)? Kriegen wir jetzt auch "in die Fresse" (Nahles)? Oder kann jeder von uns froh und grundlos sagen: "meine Stimmung ist gut" (Schulz)?

Von Stefan Reusch | 29.09.2017
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gibt dem SPD-Vorsitzenden Martin Schulz am 24.09.2017 in Berlin vor einer Fernsehrunde der Parteivorsitzenden nach der Bundestagswahl die Hand.
    Schluss mit GroKo? Kommt nun Jamaika? Bundeskanzlerin Merkel und SPD-Kanzlerkandidat Schulz am Wahlabend. (dpa-Bildfunk / AP / Gero Breloer)
    Will denn keiner regieren? Ah, die Niedersachsen-Wahl will man noch abwarten. Ein Superwahljahr. Als wäre der Begriff "Wahljahr" der Plural von "Valium". "Wir lassen uns nicht in eine Regierung zwingen", ruft es aus Herrn Lindner von der FDP. Der freiheitsliebende Mann war offensichtlich sauer. Der Kanzlerkandidat Schulz war ihm zuvorgekommen, als er für seine SPD das Ende allen Regierungszwangs verkündet hatte. Unter bizarr lautem Jubel seiner Leute.
    Für die SPD sieht die Zukunft rosig aus: ’Wir brauchen keine Koalition mehr eingehen, wir können auch alleine eingehen, ätsch.’
    Rücktrittsbremse Merkel
    Jubel. Freiheit. Würselen. Als hätte Herr Schulz soeben Frau Merkel zum Rücktritt gezwungen. Die aber bleibt, zwar ohne rechte Lust drauf, sie bleibt eher wie ein altes verlässliches Fahrrad. Sie hat eine Rücktrittsbremse. "Ich bin nicht enttäuscht" sagt sie.
    So richtig geknickt war nur der Herr Seehofer von der CSU. Er hat viele Wähler verloren und murmelt darum irgendwas von einer offenen rechten Flanke. Statt dass er froh ist, dass seine Partei nicht mehr von allen besorgten Bürgern gewählt worden ist.
    Die besonders besorgniserregten Bürger freilich haben mit der AfD dann eine Partei gewählt, die sie nicht mehr alle hat. Auch was ihre Mitglieder angeht. Frauke Petry mutmaßte, es gebe eine "stille Abwanderung von seriösen Mitgliedern". Ja. Und jetzt auch noch sie. Weg.
    Blaue an die Regierung?
    Dabei könnte es sein, dass die AfD den Vorsitzenden im Kulturausschuss des Bundestags stellen wird, auf dessen Homepage es heißt, noch heißt: "Kunst, Kultur und Medien sollen frei und vielfältig sein." Dieses Kulturbild jagen, entsorgen, das hätte doch eine Aufgabe sein können! Aber nein: Weiter AfD-Mitglied bleiben – für Frau Petry war das völkisch ausgeschlossen, völlig ausgeschlossen. Möglich ist, dass sie eine neue Partei gründen wird, links von der AFD. (Rechts wäre schwerer). Der mögliche Parteiname: "Die Blauen".
    Die würden übrigens dann gerne mit jemandem regieren. Aber die "Blauen" gibt es ja nicht. Aber dass keiner regieren will, das gibt's ja wohl auch nicht. Aber alles halb so wild. Sie tun ja nur so. Herr Lindner deutet es zart an: "Wir schließen nichts aus", sagt er, "nur eins: unsere Grundsätze zu verraten." Klartext: "Wir schließen nichts aus." Punkt.