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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Die Griechen haben eine neue Regierung und sind erst einmal grundsätzlich gegen die Sparpolitik und fordern einen Schuldenschnitt. Und Facebook hat neue Datenschutzbestimmung. Da sind auch alle gegen und fordern ein Recht auf Datenschutz. Und wieder andere melden sich einfach ab.

Von Sigrid Fischer | 30.01.2015
    Hui! Da kommt ja richtig Stimmung in die sieche Bude Europa! Ziemlich flottes Solo, das die Griechen da aufs politische Parkett legen. Ganz im Sinne von Alexis Sorbas, der gesagt hat: "Life is trouble, only death is not".
    Ruckizucki Regierung gewählt, Krawatten runter, Ärmel hochgekrempelt. Und die Europamacher mal ordentlich hochgescheucht aus ihrer lethargischen EU-Routine. Ich meine, wann hätte schon mal ein EU-Parlamentspräsident offen zugegeben
    "Ich hab keinen Bock."
    Sagen die Griechen übrigens auch, bzw. die sagen zu allem: Ochi! Nein! Bringt nix, der bisherige Sparkurs, machen wir nicht mehr. Privatisierung von Staatseigentum? Noch mal: ochi. Stattdessen Steuerflucht und Steuervermeidung beenden, da hat die Troika schließlich auch was von, da kann sie sich nämlich abgucken, wie das geht. Steuervermeider haben ja nicht nur in Griechenland eine kuschelige Heimat gefunden.
    Na und von einem so attraktiven Finanzminister lässt man sich doch gerne mal ins Nummernkonto gucken - oder? Man könnte meinen, den hätten sie bei "Greece's next Topminister" gewonnen, aber nein, der kommt direkt von der Uni, das heißt, der weiß auch noch, wovon er redet. Da kann man sich bei manch deutschem Minister nicht so sicher sein.
    "Was wir, finde ich, nicht unterschätzen dürfen ist, dass Menschen sich Sorgen machen."
    Bingo, Siggi, bahnbrechende Erkenntnis. Ja, die Menschen machen sich Sorgen, zum Beispiel über geheime TTIP-Mauscheleien, über zu hohe Strompreise, über Frackingfrickeleien durch die Hintertür, vielleicht redest du mit denen allen auch mal. Und mit den rund sechs Millionen Hartz4-Empfängern, viele ehemalige SPD-Wähler darunter, auch wenn die sich nicht völlig verblendet montags auf der Straße rumtreiben. Aber damit ist ja erst mal Schluss, es hat sich ausgeoertelt, die Dumpfparade ist jetzt noch kopfloser als bisher.
    "Ich glaube, dass wahrscheinlich der öffentliche Zenit dieser Demonstrationen überschritten ist."
    Gestrichener Satire-Wagen
    Warten wir mal den 16. Februar ab, dann marschieren sie wieder so zahlreich wie immer am Rosenmontag. Zumindest in Köln, denn der "Je suis Charlie"-Mottowagen bleibt ja nu in der Garage, ist sicherer – auch für den Umsatz.
    Die Satire hat sich der Angst gebeugt. Dann hoffen wir mal für die Schisser vom Rhein, dass sich die jecken Jecken jetzt nicht wie blöde Dschihadisten- und Mohammedkostüme schneidern. Kamellegedopten, zwangsfröhlichen Schunkelbrüdern ist vieles zuzutrauen.
    Onkel Zuckerberg und der Datenschutz
    Aber wer absolute Sicherheit will, der darf eben nicht auf die Straße, der muss sich auf der Datenautobahn bewegen. Da wird ja jeder Schritt todsicher überwacht, ab heute noch gewissenhafter. Wer heute Facebook betritt, der kann sich noch sicherer sein, dass jede seiner Surfspuren im Geldspeicher von Onkel Zuckerberg endet. Und wer ihm das nicht gönnt, der kann ja seinen Account löschen.
    Was für eine traumhafte Vorstellung: Heute Morgen um 0.00 Uhr hätten die 1,4 Milliarden User ihre geballte Macht eingesetzt und sich einfach abgemeldet.
    Wie schnell der Freundschaftsprofiteur sich wohl was ausgedacht hätte, damit die sich morgen alle wieder anmelden. Aber soviel Verbrauchertrotz kann man wohl nicht mal den aufmüpfigen Griechen zutrauen, obwohl die ihren Aristoteles eigentlich kennen müssten. Der sagt: selbst im Hirn des weisesten Mannes gibt es einen törichten Winkel.