Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Israel
Der Konflikt am Tempelberg eskaliert

Der Streit um Metalldetektoren am Tempelberg in Jerusalem eskaliert weiter. Die internationale Gemeinschaft ruft Israel und die Palästinenser zur Mäßigung auf. Aber ein Einlenken zeichnet sich bisher nicht ab.

Von Benjamin Hammer | 23.07.2017
    Israelische Sicherheitskräfte führen einen Palästinenser ab. Am Tempelberg in Jerusalem kam es zu Ausschreitungen wegen der Zugangskontrollen zum Tempelberg.
    Israelische Sicherheitskräfte führen einen Palästinenser ab. (imago / ZUMA Press)
    Wenn sich ein jüdischer Siedler mit seinem Auto im Westjordanland verfuhr und in einem palästinensischen Dorf landete, dann ging das in den vergangenen Jahren fast immer glimpflich aus. Palästinensische Polizisten riefen bei ihren israelischen Kollegen an und eskortierten den Siedler aus dem Dorf.
    Die Sicherheitskooperation mit Israel war innerhalb der palästinensischen Bevölkerung höchst umstritten, weil Israel das Westjordanland besetzt hält. Der palästinensische Präsident Machmud Abbas hatte dennoch an der Zusammenarbeit festgehalten. Bis jetzt zumindest.
    Abbas: Alle Beziehungen sind eingefroren
    Am Sonntagnachmittag bestätigte Machmud Abbas, dass man auch die Sicherheitskooperation auf Eis legt. Das berichtet die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Zuvor sagte ein Sprecher von Abbas Fatah-Partei im palästinensischen Radio: "Alle Beziehungen mit den Israelis sind eingefroren und dazu zählen auch die Sicherheitsbeziehungen. Das wird so lange so anhalten bis Israel die ursprüngliche Situation wieder herstellen wird und die Metalldetektoren entfernt." Unklar ist, ob die Beziehungen diesmal wirklich abgebrochen wurden oder es weiterhin inoffizielle Kontakte gibt.
    Israel hat an den Zugängen für Muslime am Tempelberg Metalldetektoren aufgestellt und begründet das mit einem tödlichen Anschlag auf israelische Polizisten. Die Palästinenser fürchten, dass Israel mit Hilfe der Sicherheitsschranken nach und nach die Kontrolle auf dem Areal übernimmt, das sie Al-Haram-Asch-Scharif nennen. Die israelische Regierung bestreitet das, dennoch kam es in den vergangenen Tagen zu schweren Ausschreitungen. In Jerusalem wurden bei Konfrontationen mit israelischen Sicherheitskräften vier Palästinenser getötet, die genauen Umstände sind noch unklar.
    Netanjahu kündigt harte Reaktion an
    Am Freitagabend tötete ein Palästinenser drei Israelis in einer Siedlung im Westjordanland. Eine Familie hatte sich gerade zum Abendessen zusammengefunden, als der Attentäter mit einem Messer den Familienvater und zwei seiner erwachsenen Kinder tötete. Die Familie feierte gerade die Geburt eines Babys.
    Premierminister Benjamin Netanjahu kündigte am Sonntag eine harte Reaktion an. "Unsere Sicherheitskräfte sind rund um die Uhr im Einsatz. Das Haus dieses abscheulichen Terroristen wird so bald wie möglich zerstört. Wir werden auch etwas gegen jene unternehmen, die zu solchen Taten aufrufen oder sie feiern." Der Attentäter, nach verschiedenen Angaben 19 oder 20 Jahre alt, hatte vor seiner Tat auf Facebook geschrieben, er wolle für die Al-Aksa-Moschee sterben.
    Eine Einigung im Streit um die Metalldetektoren zeichnet sich bislang nicht ab. Israel hat an einem Zugang zum Tempelberg hochmoderne Kameras installiert, die nach Medienberichten mit einem Körperscanner vergleichbar sind. Nun wird spekuliert, dass die Kameras die Metalldetektoren ersetzen könnten. Vertreter der islamischen Stätten in Jerusalem haben aber bereits erklärt: Wir akzeptieren auch die Kameras nicht.
    Die internationalen Aufrufe, den Konflikt zu lösen, haben sich verstärkt. Das Auswärtige Amt forderte eine Deeskalation von beiden Seiten. Papst Franziskus brachte beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz in Rom seine große Sorge zum Ausdruck. Am Montag kommt der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen.