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Macron und Merkel bei Trump
Kumpel aus Paris, Lehrmeisterin aus Berlin

Nach Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wird morgen Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Washington reisen. Ein ähnlich herzliches Zusammentreffen, wie es Macron mit US-Präsident Donald Trump hatte, ist nicht zu erwarten - doch ihre Botschaften sollen dieselben sein.

Von Stephan Detjen |
    Merkel / Macron mit Trump
    Wie wird sich das Treffen von Merkel und Trump zu dem von Macron und dem US-Präsidenten unterscheiden? (dpa)
    Der Besuch von Emanuel Macron am Anfang wurde zur Messlatte für den Besuch Angela Merkels am Ende dieser Woche. Die wechselseitigen Schmeicheleien, das Schulterklopfen der Männer vor ihren Frauen im Hintergrund, das Glück der Anerkennung, in dem sich Donald Trump sonnte, wirkten wie ein Kontrastprogramm zu dem, was für den kurzen Arbeitsbesuch der Kanzlerin erwartet wird:
    "Alle sagen, wie toll unsere Beziehung ist", schwärmte der US Präsident, um seinen Gast dann mit kumpelhafter Geste am Revers herumzufummeln: "Lassen sie mich hier mal die Schuppe wegwischen."
    Lehrstunde aus Berlin
    Die Geschichte von Donald Trump und Angela Merkel ist eine ganz und gar andere. Die deutsche Kanzlerin musste nicht erst ins Weiße Haus reisen, um die irritierenden Gesten, kleinen Sticheleien und groben Attacken des US-Präsidenten zu erleben. Auf Merkel hatte sich Trump schon im Wahlkampf eingeschossen:
    "Kann sein, dass ich mit ihr klarkommen muss. Aber ich bin kein Fan mehr von ihr" rief der Wahlkämpfer des Jahres 2016 seinen Anhängern zu. Als er die Wahl gewonnen hatte, bot die Kanzlerin dem neuen Präsidenten zunächst ein Fernstudium in politischer Anstands- und Wertekunde an:
    "Deutschland und Amerika sind durch Werte verbunden: Demokratie, Freiheit, den Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen …"
    Merkels Lehrstunde aus Berlin machte die Verhältnisse klar, aber nicht besser. Die Annäherung war schwierig. Im März letzten Jahres wurde Merkels erste Reise zu Trump kurz vor dem Start des Regierungsjets abgebrochen, weil sich über Washington ein Schneesturm zusammenbraute. Und als sich Merkel und Trump ein paar Tage später endlich im Oval Office gegenübersaßen, musste erst einmal politische Eis abgetaut werden.
    "Es ist sehr viel besser miteinander zu reden, als übereinander", sagte Merkel, nachdem der US-Präsident ihr vor laufenden Kameras den symbolischen Handschlag verweigert hatte. Immerhin eine Gemeinsamkeit wollte er anerkennen: Sie seien beide von der Obama-Regierung abgehört worden, behauptete Trump:
    "As far as wiretapping I guess by this past administration – at least we have something in common perhaps."
    Uneinigkeit beim Thema Handel
    Ohne Klärungen aber ging man auch nach dem ersten Besuch Merkels im neuen Washington nicht auseinander. Er unterstützte die NATO, bekannte Trump, der das Bündnis kurz zuvor noch als überholt erklärt hatte:
    "I reiterated to chancellor Merkel my strong support for NATO, as well the need for our NATO allies to pay their fair share for the cost of defense."
    Die Partner aber müssten auch einen fairen Anteil für ihre Verteidigung aufbringen, fügte Trump hinzu. Auch mit Blick auf den Handel sei er für freie, aber auch faire Regeln.
    Das Thema Handel ist seit dem letzten Jahr geblieben. Nur bis nächste Woche ist Europa noch von den Schutzzöllen ausgenommen, die Trump auf Stahl- und Aluminiumimporte verhängen ließ. Weder in Berlin noch in Paris wusste man vor der Besuchsoffensive von Emanuel Macron und Angela Merkel, wie es dann im Handelsstreit weitergeht.
    "Ein Handelskrieg ist nicht möglich", warnte der französische Präsident gestern in seiner Rede vor dem US Kongress. Jenseits der Handshakes, Freundschaftsbekundungen und Charme:
    "Ich teile die Faszination für neue Machtgebärden, die Abwendung von Freiheit und die Illusion des Nationalismus nicht", mahnte Macron und erhielt den Beifall vor allem vonseiten der Demokraten in Senat und Repräsentantenhaus. Der Akzent, den Macron zum Abschluss seines Besuchs setzte, war klar: Was Stil und Umgangston angeht, mag er Trump in dieser Woche näher gekommen sein, als es der Kanzlerin beim morgigen Treffen im Weißen Haus gelingen wird. Was aber ihre Werte und Interessen angeht, sollen die Botschaften der Europäer am Anfang und am Ende der Woche dieselben sein.