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IWF-Bericht
Keine Ansteckungsgefahr durch Griechenland

In Europa sorgt sie für Aufregung, eine Bedrohung für die Weltwirtschaft ist die griechische Schuldenkrise aber offenbar nicht. Der IWF senkt seinen Weltwirtschaftsausblick eher wegen der amerikanischen Konjunkturschwäche im Winter.

Von Marcus Pindur |
    Über die beiden schlagzeilenträchtigsten Krisen dieser Tage, die Griechenlandkrise und den Börsenabsturz in China macht sich der Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds, Olivier Blanchard, gar keine größeren Sorgen. Diese Entwicklungen seien für die betroffenen Länder problematisch, würden aber das Bild der globalen Wirtschaftsaussichten nicht ändern. Die befürchtete Ansteckungsgefahr nach dem Zusammenbruch der Verhandlungen mit Griechenland habe sich nicht bewahrheitet.
    "Die letzten zehn Tage waren eine Art Stresstest. Und wir haben gesehen, dass keine gefährlichen Entwicklungen eingetreten sind. Wenn die Dinge in Griechenland schlecht laufen, was wir nicht hoffen, dann würde der Rest der Welt das gut überstehen."
    IWF-Chefin Christine Lagarde hatte am Vortag erklärt, Griechenland befinde sich in einer akuten Krise, könne aber keine bevorzugte Behandlung durch den IWF erwarten. Der IWF schätzt, dass die globale Wirtschaft in diesem Jahr um 3,3 Prozent wächst. Das sind 0,2 Punkte weniger als in der April-Prognose. Im kommenden Jahr wird dann mit 3,8 Prozent gerechnet.
    Für Deutschland bleibt der IWF bei seiner bisherigen Vorhersage. 2015 rechnet er mit einer Wachstumsrate von 1,6 Prozent, 2016 von 1,7. Die USA als weltgrößte Volkswirtschaft werden laut IWF wegen des wetterbedingten Einbruchs im ersten Quartal dieses Jahres mit 2,5 Prozent deutlich weniger stark wachsen als bisher geschätzt. Im nächsten Jahr sollen es aber 3,0 Prozent werden.
    "Die Grundlagen der amerikanischen Wirtschaft sind sehr stark, und der Aufschwung ist in der Spur."
    Auch in der Europäischen Union würden die Folgen der großen Finanz- und Wirtschaftskrise langsam überwunden. Die Eurozone wird nach Vorhersage des IWF um 1,5 Prozent wachsen.
    Eine gewisse Unsicherheit gehe lediglich von der für dieses Jahr erwarteten Zinserhöhung in den USA aus. Sie könnte für September oder Dezember von der Federal Reserve Bank beschlossen werden. Das Wachstum in China wird sich nach Ansicht des IWF leicht abschwächen, von 6,8 Prozent in diesem Jahr auf 6,3 Prozent im nächsten. Das liege vor allen Dingen an der sinkenden Baukonjunktur. Es habe zu viel Bautätigkeit gegeben, diese Marktanpassung sei wünschenswert, so der Chefvolkswirt des IWF.