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Kampf gegen Malaria
Solar-Falle gegen Moskitos

Malaria ist eine der großen Bürden Afrikas. Der Kampf gegen die Krankheit ist auch ein Kampf gegen die Mücken, die den Malaria-Erreger übertragen. Allerdings zeigen viele Maßnahmen wie Sprühkampagnen mit Insektengiften oder der Einsatz von Moskito-Netzen bislang keine dauerhafte Wirkung. Das Projekt SolarMal geht einen anderen Weg.

Von Lucian Haas | 26.08.2016
    Länder mit hoher Ansteckungsgefahr und mit einem erhöhten Risiko der Malariainfektion
    An Malaria sterben Jahr für Jahr über eine Million Menschen weltweit. (picture-alliance/ dpa Grafik - Globus Infografik)
    Moskitos sind lästige Tiere, und sie können auch gefährlich sein. Zum Beispiel, wenn sie den Erreger der Malaria übertragen. Da wäre es doch hilfreich, wenn man die Mücken einfach vom Menschen weg in eine Falle locken könnte. Der niederländische Insektenforscher Willem Takken von der Universität Wageningen arbeitet seit Jahren mit Kollegen in Afrika an einer solchen Lösung:
    "Wir haben das Verhältnis zwischen den Moskitos und den Menschen lange studiert. Vor fünf Jahren haben wir herausgefunden, dass man die Moskitos mit einem künstlichen menschlichen Geruch anlocken kann."
    Fünf aromatische Chemikalien, darunter Buttersäure, sind in der Duftmischung enthalten. Die Moskitos reagieren darauf genauso begierig wie auf den Geruch echter Menschen. Willem Takken hat auf dieser Basis eine einfache Moskito-Falle entwickelt, mit der die Mücken von Wohnräumen ferngehalten werden können:
    "Die Menschen schlafen nachts in Innenräumen. Und die Malaria-Moskitos sind nur nachts aktiv. Wenn man jetzt diese Geruchsfallen direkt vor den Hütten aufstellt, werden die Moskitos auf der Suche nach Blut als erstes diesen Fallen begegnen. So können wir sie abfangen, noch bevor sie ins Schlafzimmer gelangen."
    Die Solarfalle bekämpft nicht nur Mücken, sondern liefert auch Strom
    Ein mit Solarzellen betriebenes Internetcafé im kenianischen Embakasi: Viele Regionen sind nicht ans reguläre Stromnetz angeschlossen.
    Eine Solaranlage im kenianischen Embakasi. Die Sonnenergie könnte nun auch gegen Mücken eingesetzt werden (TONY KARUMBA / AFP)
    Die Falle verbreitet nicht nur den Duft, sondern saugt die Mücken mit einem kleinen Ventilator wie ein Staubsauger in ein Sammelgefäß, wo sie schließlich verhungern. Der Ventilator allerdings braucht Strom - und der ist Mangelware im ländlichen Afrika. Die Lösung, die Willem Takken für dieses Problem fand, hat einen doppelten Nutzen:
    "Auf der Suche nach einer Energiequelle dachte ich, was ist mit Solarenergie? Wenn wir die Fallen mit einem kleinen Solar-Panel ausstatten, hätten wir auch noch die Möglichkeit, die Menschen in den Hütten mit elektrischem Licht und einem Handy-Ladegerät auszustatten. Und genau das haben wir gemacht."
    SolarMal heißt ein Pilotprojekt, bei dem all das seit 2013 testweise in die Praxis umgesetzt wurde - auf Rusinga. Das ist eine kleine Insel im kenianischen Teil des Viktoria-Sees. 25.000 Menschen leben dort in einfachen Verhältnissen. Alle 4500 Haushalte wurden mit den Duftfallen ausgestattet. Die Akzeptanz bei der Bevölkerung war hoch, vor allem wegen der Möglichkeit, ein Handy aufzuladen. Doch dann zeigte sich auch, wie wirksam die Fallen sind:
    "In weniger als zwei Jahren haben die Duftfallen das Aufkommen an Malaria-Mücken auf der Insel um 70 Prozent reduziert. Das ist der stärkste Rückgang unter allen Moskito-Bekämpfungsmaßnahmen, die ich kenne. Das bedeutet auch, dass die Menschen weniger gestochen wurden. Vor Beginn der Studie gab es auf Rusinga rund 110 ernste Malaria-Fälle pro Jahr. Am Ende der Studie waren es weniger als zehn. Das ist eine enorme Erleichterung für die Bevölkerung."
    Praxistest bestanden - aber wie kann das System in Afrika finanziert werden?
    Den Erfolg auf Rusinga würde Willem Takken nun gerne auf breiter Front wiederholen. Am liebsten würde er ganz Afrika mit Solarfallen ausstatten. Die größte Hürde ist die Finanzierung. Ein Komplettsystem mit Solarpanel, Falle, Leuchten und Ladegerät kostet rund 120 Euro.
    Das ist ein Viertel des durchschnittlichen Jahreseinkommens eines ländlichen Haushalts in Kenia. Willem Takken ist aber überzeugt: Angesichts der vielen Vorteile des Systems samt Licht und Strom wären viele bereit, hier zu investieren. Man müsste nur eine tragbare Finanzierungslösung finden - etwa über Mikrokredite mit kleinen Ratenzahlungen.