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Königliches Hoftheater Dresden
Einzigartige Mischung aus Funktionalität und Schönheit

Die Dresdner Semperoper ist weltberühmt. Ihr glanzvoller Vorgängerbau, das königliche Hoftheater Dresden, wurde ebenfalls von Architekt Gottfried Semper erbaut, der seinen Weltruhm mit diesem Bau begründete. Richard Wagner brachte in diesem Opernhaus seine erste Uraufführung auf die Bühne. Vor 175 Jahren wurde das Königliche Hoftheater Dresden eröffnet.

Von Christoph Schmitz-Scholemann |
    Postkarte mit Blick auf das Königliche Hoftheater in Dresden
    Postkarte mit Blick auf das Königliche Hoftheater in Dresden (imago/Arkivi)
    Die Jubelouvertüre von Carl Maria von Weber passte gut zur Eröffnung des Königlichen Hoftheaters in Dresden am 13. April 1841. Weiß und Gold waren die vorherrschenden Farben im Saal, in einem feierlichen Kontrast zum Kardinalsrot des Vorhangs, der Plüschpolster und der samtenen Draperien an der Hofloge. Harmonisch und bis ins Kleinste gegliederte Flächen - Säulen, Simse, Bordüren, Ornamente, Arabesken, allegorische Figuren. Das prunkvolle Licht im Saal spendete ein Wunderwerk neuester Technik.
    Gottfried Semper:
    "Der Kronleuchter hat zehn Fuß Durchmesser und besteht aus einer Crystallwase, aus welcher vergoldete Broncearme sich entwickeln, die den mit Glocken von mattem Glase bedeckten 96 Gasflammen als Träger dienen" ... "Der Karnevalkerzendunst ist die wahre Atmosphäre der Kunst."
    Zuschauerraum im Stile eines Amphitheaters
    So äußerte sich der damals noch weithin unbekannte Architekt des Königlichen Hoftheaters: Gottfried Semper. Mit dessen Werk hat sich Olaf Weber beschäftigt, der aus Dresden stammt und Professor für Ästhetik an der Bauhaus-Universität in Weimar ist.
    "Semper war ein jugendliches Baugenie, das sein Können aus verschiedenen Widersprüchen entwickelte. Aus seiner Kenntnis der Baugeschichte, vor allem war er ja ein Freund der italienischen Renaissance. Und zum anderen aus einem Gefühl für die Bedürfnisse seiner Zeit, für alles Moderne, Wesentliche, für ... neue Nutzerbedürfnisse ... "
    Für das Halbrund des Zuschauerraums in Sempers Entwurf hatte das antike Amphitheater Pate gestanden. Das war kein Akt flacher Nachahmungslust. Semper war dem anthropologischen Sinn der Gestaltung von Gegenständen auf der Spur.
    Gottfried Semper:
    "Wo viele Menschen beisammen sind und etwas die allgemeine Schaulust in Anspruch nimmt, dort ergibt sich allmählich ein ziemlich regelmäßiger Ring von Zuschauern. Wo der Gegenstand der Aufmerksamkeit sich an eine Wand anlehnt, wird ein Halbkreis von Schaulustigen entstehen."
    Aus dem Zweck die Form abzuleiten und der Logik der Dinge zu folgen - darauf kam es Semper an. Unendlich viel Mühe verwendete er auf die Akustik. "Nehmt so viel Holz wie möglich" hatte man ihm geraten. Daran hielt er sich und konstruierte für das Orchester einen schwingenden Boden wie bei einer Pauke.
    Oper zieht Künstler aus ganz Europa an
    Die einzigartige Mischung aus Funktionalität und Schönheit zog Künstler aus ganz Europa an. Sempers Freund Richard Wagner ließ in der Hofoper gleich drei seiner großen Opern zum ersten Mal erklingen. Allerdings: nicht alle Pläne des Architekten wurden Wirklichkeit. Semper hatte das Theater als Teil einer Gruppe von Gebäuden und Arkaden geplant, als eine Art Kulturforum für das Bürgertum nach Vorbild der antiken Stadtrepubliken. Daraus wurde nichts. Vielleicht ahnte man bei Hofe schon etwas von der freiheitlichen Haltung Sempers, die dahinter stand.
    Olaf Weber:
    "Er war ein Vertreter des Bildungsbürgertums und hat ja dann auch in der Revolution von 1848/49 eine bestimmte Rolle zusammen mit Richard Wagner gespielt auf den Barrikaden von Dresden, wo er bezeichnet wurde als Demokrat erster Klasse und Aufrührer, was ein Schimpfwort war damals, Demokrat erster Klasse."
    Nach dem Scheitern der 1848er-Revolution wollte die sächsische Regierung ihren Meisterarchitekten ins Gefängnis werfen - Semper flüchtete ins Ausland. Zwanzig Jahre später, im September 1869, brach bei Reparaturen an der Gaszuleitung des Kronleuchters Feuer im königlichen Hoftheater aus. Innerhalb weniger Stunden brannte das Gebäude komplett ab. Mit dem Neubau wurde der berühmteste Architekt der Zeit beauftragt: niemand anders als der mittlerweile in Zürich lebende Gottfried Semper. Er schuf ein zweites Meisterwerk für Dresden. Wir kennen es - nach mehrfachem Wiederaufbau - bis heute als "Semperoper".