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Kongress future!publish
Direkte und digitale Wege zum Buchkunden gefragt

Zum sechsten Mal diskutiert die Buchbranche beim future!publish-Kongress neue digitale Ideen rund ums Verlegen und Verkaufen von Büchern. Der Geschäftsführer der ausrichtenden Agentur "Literaturtest", Mathias Voigt, zeigte sich im Dlf zuversichtlich.

Mathias Voigt im Gespräch mit Miriam Zeh |
Kongress future!publish 2020
So sieht es beim future!publish-Kongress in diesem Jahr nicht aus. Corona-bedingt musste der Austausch zwischen Buchhandlungen, Verlagen und anderen Dienstleistern der Buchbranche ins Internet verlagert werden. (Literaturtest / Sabine Felber)
Die Stimmung dürfte gar nicht so schlecht sein. Letzte Woche gab der Börsenverein des deutschen Buchhandels die Bilanz des ersten Corona-Jahrs 2020 bekannt. Und im Vergleich ist die Buchbranche beinahe glimpflich davongekommen. Ein Umsatzminus von 2,3 Prozent verzeichnet sie insgesamt. Der stationäre Buchhandel büßt nach dem zweiten Lockdown Mitte Dezember, der alljährlich umsatzstärksten Zeit des Jahres, zwar 8,7 Prozent Umsatz ein. Doch greifen Menschen in der Corona-Pandemie offenbar verstärkt zum Buch. Fast ein Drittel der Kinder und Jugendlichen zwischen 10 und 19 Jahren gaben bei einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung an, häufiger zu lesen als vor Corona. 10 Prozent lesen sogar deutlich häufiger.

Nachhaltige Bücher im Trend

Optimistisch würde er die Stimmung in der Branche dann aber doch nicht nennen, sagt Mathias Voigt. Er ist Geschäftsführer der Agentur Literaturtest, die bereits zum sechsten Mal den Kongress future!publish ausrichtet. "Es gibt eine allgemeine Erschöpfung aus dem letzten Jahr", so Voigt. Mit viel Kraftanstrengung und Einfallsreichtum versuchten Buchhandlungen wie Verlage, ihre Produkte auch seit der Corona-Pandemie an die Kundinnen und Kunden zu bringen. Hier soll auch der Kongress helfen, neue Ideen zu bündeln.
Seit Beginn steht bei future!publish, dem ersten Branchentermin im Jahr, digitales Publizieren im Vordergrund. Aktuell wird auch vermehrt über Nachhaltigkeit diskutiert. "Wenn man sich die Bücher aus den aktuellen Produktionen anschaut, wird man immer mal wieder auf Zeichen stoßen wie: der klimaneutrale Verlag", erklärt Voigt. So versuchten etliche Verlage mittlerweile klimaneutral zu produzieren, weniger umweltschädliches Papier zu benutzen, manche drucken sogar vegan. "Die Branche ist für das Thema sensibilisiert und arbeitet daran. Trotzdem fallen natürlich Bäume, damit wir all die schönen Bücher lesen und darin blättern können."
Mathias Voigt Projektleiter des Kongress future!publish
Mathias Voigt, Projektleiter des Kongresses future!publish (Literaturtest/Sabine Felber)

Digitale Wege zur Kundschaft

Wo Buchhandlungen geschlossen bleiben müssen, fällt vor allem die wertvolle Direktberatung vor Ort aus. Das zeigt sich, wie viele Buchhändlerinnen und Buchhändler berichten, in den verkauften Titeln. Vor allem Veröffentlichung, die durch ein starkes Marketingpaket oder prominente Beiträge im Feuilleton im öffentlichen Gespräch stünden, seien gefragt. Auch hier sieht Mathias Voigt die Chancen der digitalen Kommunikationswege noch nicht ausgeschöpft und nennt Buchhandlungen wie "She Said" aus Berlin oder die "Buchhandlung Lüders" aus Hamburg als inspirierende Beispiele. Über ihre Instagram-Kanäle haben sie eine treue Online-Community um sich versammelt. "Da ist total viel in Bewegung!", betont Voigt.
Die größte digtiale Baustelle sieht er jedoch weiterhin bei den Online-Shops: "Wir sind da nicht schlecht aufgestellt, besser aufgestellt sogar als andere Branchen. Über White-Label-Shops haben auch Buchhandlungen, die nicht internetaffin sind, Möglichkeiten zum Digitalgeschäft. Allerdings ist dann immer noch die Frage: Reicht die Marge? Die sieht nämlich anders aus als im Laden."