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Langzeitfolgen von Harnwegsinfekten
Wenn das Brennen immer wiederkehrt

Für die meisten Betroffenen – überwiegend Frauen – sind Harnwegsinfekte eine einmalige Sache. Für Sophia und Karla haben sie allerdings dauerhafte Folgen. Die eine hat immer wieder Entzündungen, die andere hat von der Erkrankung ein permanentes Brennen beim Wasserlassen zurückbehalten.

Von Martin Winkelheide |
    Bakterien wie dieses können die Harnblase eines Menschen besiedeln und zum Teil wiederkehrende schmerzhafte Entzündungen auslösen
    Bakterien wie dieses können die Harnblase eines Menschen besiedeln und zum Teil wiederkehrende schmerzhafte Entzündungen auslösen (picture alliance / dpa / PloS Medicine / David Rosen)
    Karla ist Anfang 30.
    "Ich hatte meine erste Blasenentzündung, als ich zwölf war. Ich habe damals ein Antibiotikum verschrieben bekommen, habe das einfach genommen und danach war es tatsächlich auch wieder weg.
    Das nächste Mal aber, als ich 16 war, war es so, dass ich wieder eine Blasenentzündung hatte, auch wieder mit einem bakteriellen Befund, und diesmal nach der Einnahme des Antibiotikums zwar die Bakterien weg waren, aber eben die Beschwerden nicht mehr. Ich hatte immer noch Schmerzen beim Wasserlassen."
    Seitdem sind die Schmerzen mal mehr, mal weniger – ganz verschwunden sind sie nie. Es sind meist stechende Schmerzen beim Wasserlassen.
    "Das sind entweder Schmerzen am Anfang oder am Ende. Und einfach häufiger das Gefühl, dass die Blase krampft."
    Wenn Karla nicht genug trinkt, sind die Beschwerden stärker. Sie hat viel ausprobiert, aber nichts gefunden, was wirklich hilft.
    "Also, ich habe das Gefühl, es kaum beeinflussen zu können."
    Zur Zeit sind die Beschwerden etwas besser. Karla ist schwanger. Sie erwartet ihr zweites Kind.
    "Ob man vielleicht einfach mehr Ruhe hat und das dazu beiträgt oder ob der Druck von oben auf die Blase dafür sorgt, dass die Krämpfe nicht mehr so stark sind. Also, ich habe in der Schwangerschaft jetzt auch zum zweiten Mal weniger Beschwerden."
    Vier Blasenentzündungen allein vergangenes Jahr
    Sophia ist Anfang 60. Sie hatte mit 20 ihre ersten Blasenentzündungen, dann hatte sie ein paar Jahre Ruhe. Ab Ende 20 häuften sich die Entzündungen – bis heute:
    "Ich habe vor zwei Jahren fünf Blasenentzündungen gehabt, ich habe letztes Jahr vier Blasenentzündungen gehabt. Mit den typischen Anzeichen: Brennen beim Wasserlassen, Blut im Urin, und dann das normale Spiel. Antibiotikum. Und immer wieder Urinkontrolle. Dann war es wieder gut, und nach einer bestimmten Zeit kam es wieder."
    In der Regel haben Bakterien bei Sophia die Entzündungen verursacht: E.-coli-Bakterien.
    "Man kann es nicht mehr hören, die Frage des Arztes: Wischen Sie sich richtig ab, betreiben sie die entsprechende Hygiene? Man weiß ja schon, wie man sich zu verhalten hat.
    Das Schwierige an der Geschichte ist nicht so sehr die Behandlung der Harnwegsentzündung, sondern die anschließenden Nebenwirkungen. Je nachdem, welches Präparat man hat, hat man anschließend mit Vaginal-Pilz zu tun, man hat mit Darmproblemen zu tun, man muss was für die Darmflora tun. Also das ist eine Kettenreaktion, die durch das Antibiotikum ausgelöst wird, wo man auch noch entsprechend aktiv sein muss, um diese Dinge zu bekämpfen."
    Um weiteren Infektionen möglichst vorzubeugen, nimmt Sophia unter anderem Hormon-Zäpfchen. Sie sollen für eine stabile Flora in der Scheide sorgen. Und so verhindern, dass krank machende Bakterien in die Harnröhre aufsteigen können.
    "Jede Veränderung lässt einen aufschrecken"
    "Dann habe ich mich impfen lassen."
    Die Impfung gegen Erreger der Harnwegsinfektion wird von den Krankenkassen nicht übernommen. Welchen Schutzeffekt die Impfung hat, ist umstritten.
    "Also, ich würde sagen, dass aufgrund der Impfung die Sache etwas glimpflicher bis jetzt verlaufen ist. Aber man muss das auf längere Sicht sehen, wie sich das entwickelt.
    Ja, ansonsten, viel trinken, ist ganz wichtig. Seitdem ich diese Aufzeichnungen mache, was ich trinke am Tag, habe ich mit Erschrecken festgestellt, wie wenig ich vorher getrunken habe. Dann habe ich mir angewöhnt, alle zwei Stunden zur Toilette zu gehen, damit die Bakterien ausgespült werden.
    Ich habe immer meine Teststreifen. Es gibt ja Früherkennungsteststreifen für die Harnwegsentzündungen, die habe ich immer auf Vorrat und kann dann auch schauen, ob was ist. Man ist schon sehr sensibilisiert für diese Region und auch jede Veränderung lässt einen dann schon aufschrecken."