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Lübeck
Zehn tote Asylbewerber, keine Spur von den Tätern

Im Januar 1996 wurde ein Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Lübeck verübt. Zehn Menschen starben, 38 wurden zum Teil schwer verletzt. Noch in der Tatnacht wurden die Personalien von drei Neonazis aufgenommen, die in der Nähe des Tatortes standen und frische Brandspuren aufwiesen. Zu einer Anklage kam es nie.

Von Rainer Link |
    Blick auf die Brandruine.
    Bei dem Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in Lübeck starben zehn Menschen. (picture-alliance / dpa / Rolf Rick)
    Stattdessen konzentrierten sich die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft auf die Asylbewerber selbst. Schnell war von kriminellen Machenschaften im Haus die Rede und von schweren Konflikten unter den Bewohnern. Als mutmaßlicher Brandstifter wurde schließlich ein junger Libanese angeklagt, der das Gericht jedoch von seiner Unschuld überzeugen konnte. Ein Täter wurde nie ermittelt. Über das Tatmotiv kann nur spekuliert werden.
    Die Aufarbeitung des NSU-Komplexes hat gezeigt, dass aus Vorurteilen gespeiste Ermittlungen zulasten von Ausländern zum Standardrepertoire von Strafverfolgern gehörten. Das Dossier rekonstruiert die Vorgehensweisen der Lübecker Ermittler im Lichte der Enthüllungen aus dem NSU-Verfahren. Hätte man den Lübecker Brandanschlag aufklären können? Wurden deutsche Neonazis geschützt? Könnte ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss heute noch Licht in das Dunkel des Brandanschlages bringen?
    Produktion: DLF 2015