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Medikamentenfunde am ukrainischen Mannschaftshotel
"Nichts, was man sich mal einfach so einschmeißen sollte"

Journalisten des Recherchezentrums Correctiv haben in der Mülltonne am Hotel der ukrainischen Fußballmannschaft in Frankreich Medikamente, Spritzen und Infusionsbesteck gefunden. Dabei handle es sich zwar nicht um verbotene Substanzen, aber um "hartes Zeug, das normalerweise nicht eingesetzt werden müsste", sagte Correctiv-Journalist Daniel Drepper im DLF.

Daniel Drepper im Gespräch mit Marina Schweizer | 30.06.2016
    Ein Tropfen an der Nadel einer Spritze
    Im Radsport hätten die gefundenen Medikamente nicht eingesetzt werden dürfen. (dpa / picture-alliance / Patrick Seeger)
    14 verschiedene Medikamente, Spritzen und Infusionsbesteck haben die Journalisten in einer Mülltonne am Hotel der ukrainischen Nationalmannschaft in Aix-en-Provence gefunden. Dazu spürten sie auch eine Kapitänsbinde der UEFA mit dem Schriftzug "No to racism" auf, einige leere Schnapsflaschen sowie einige Aufzeichnungen der ukrainischen Nationalmannschaft, wie Daniel Drepper erläuterte.
    Laut Angaben von Doping-Experten handle es sich bei den Funden um starke Medikamente wie Entzündungshemmer sowie um starke Schmerzmittel, die man nicht ohne medizinische Indikation verschrieben bekommen sollte.
    Keine Dopingmittel im Fußball, aber nicht in allen Sportarten erlaubt
    Die gefundenen Präparate seien zwar keine Doping-Mittel, sie seien aber auch nicht gesund, wenn "sie genommen werden müssen, um zu spielen. Es ist nichts was man sich mal einfach so einschmeißen sollte." Spannend sei, dass die Medikamente so stark seien, dass sie teilweise in anderen Sportarten nicht eingesetzt werden dürften. Im Radsport beispielsweise, wo eine "no needle policy" herrsche, also keine Medikamente mit injiziert werden dürfen, außer es ist dringend notwendig.
    Bei der gefundenen Glukoseinfusion mit Beutel und Spritze, die direkt in den Blutkreislauf führe handle es sich um "hartes Zeug, das normalerweise nicht eingesetzt werden müsste."
    Die Frage an die französische Anti-Doping-Behörde, wieso deren Mitarbeiter nicht selbst im Müll wühlten, sei nicht beantwortet worden, so Drepper. Der Rechercheverbund habe auch die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, die UEFA sowie die ukrainischen Behörden verständigt, aber keine Antwort erhalten.
    Das vollständige Gespräch können Sie mindestens sechs Monate nachhören.