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Dönerdebatte im EU-Parlament
"Ohne Phosphat kein Döner"

Geht es dem Döner an den Kragen? Medienberichten zufolge droht dem beliebtesten deutschen Streetfood das Aus, da europäische Sozialdemokraten und Grüne verhindern wollen, dass Phosphat als Zusatzstoff in Dönerspießen EU-weit erlaubt wird. Zu sehr später Stunde wurde darauf hin im Europaparlament eine Art Notfalldebatte angesetzt.

Von Sebastian Schöbel | 13.12.2017
    Ein Mann schneidet Fleisch von einem Dönerspieß ab.
    Ein Döner als Mitternachts-Snack: Tausende Menschen in Europa schwören drauf, wenn sie zu später Stunde durch das städtische Nachtleben streifen. (picture alliance / dpa/ Inga Kjer)
    Es war zum Teil schon etwas skurril, was sich da gestern zu später Stunde im EU-Parlament abspielte: Da forderte z.B. ein italienischer Rechtspopulist der Lega Nord EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis auf, Insekten zu essen - und hatte sogar gleich ein paar davon in Plastikbehältern mitgebracht. Woraufhin Kommissar Andriukaitis an Johannes den Täufer erinnerte, der Grashüpfer vertilgt haben soll.
    "Lecker und gesund" sei das gewesen.
    Was Andriukatis eigentlich meinte: Phosphat in tiefgefrorenen Dönerspießen sei genauso ungefährlich wie der Verzehr von Insekten. Schon Anfang der 90er Jahre hätten Experten das Mittel unter bestimmten Voraussetzungen genehmigt. Es gibt Grenzwerte für den Verzehr, und in einem Döner ist weniger Phosphat drin als in einer kleinen Cola.
    "Ein zusammengesackter Fleischhaufen, außen verbrannt, innen roh, ein Hygienerisiko"
    In tiefgefrorenen Dönerspießen sorge Phosphat dafür, dass das Fleisch zusammenhält und gleichmäßig gefroren wird, erklärte Anriukaitis, damit man es später ordentlich durchbraten könne.
    Oder wie es die CDU-Europaabgeordnete Renate Sommer ausdrückte:
    "Ohne Phosphat kein Döner, sondern ein zusammengesackter Fleischhaufen, außen verbrannt, innen roh, ein Hygienerisiko."
    Allerdings ist der Einsatz von Phosphat in tiefgefrorenem Fleisch nicht EU-weit geregelt - was die Kommission nun ändern will, indem sie die Zugabe von Phosphat einfach generell genehmigt. Es bestehe ja kein Gesundheitsrisiko.
    Grüne und Sozialdemokraten bezweifeln das aber. Sie verweisen auf Studien, die vor mögliche Schäden für Herz und Nieren warnen und wollen die Genehmigung für Phosphat in tiefgefrorenen Dönerspießen verschieben. Und zwar bis die EU-Lebensmittelaufsicht Phosphat erneut geprüft hat. Was sie sowieso gerade tut, bis Ende 2018 soll es Klarheit geben. Und so bat die SPD-Europaabgeordnete Susanne Melior:
    "Also sollten wir diese Bewertung abwarten und dann entscheiden, welche Zusatzstoffe auf der Ausnahmeliste bleiben oder entfernt werden sollten."
    Verpflichtung den Bürgern gegenüber
    Konservative Politiker und Döner-Freunde wie Renate Sommer von der CDU allerdings vermuten etwas anderes dahinter.
    "Sie wollen das Ende des Döner Kebap in der EU. Das dürfen wir unseren Bürgern nicht antun."
    Genau so stand es dann kürzlich auch in einer bekannten deutschen Boulevardzeitung: Das "Ende des Döners in Europa" sei nah.
    Was umgehend von Kommission und EU-Parlament zurückgewiesen wurde: Keiner wolle dem Döner etwas Böses, es gehe nur um einen Zusatzstoff.
    Sozialdemokratin Melior warf ihrerseits den Konservativen "Panikmache auf hohem Niveau" vor.
    Heute nun wird im EU-Parlament abgestimmt: Ob man dem Vorschlag der Kommission, Phosphat in gefrorenen Dönerspießen generell zu genehmigen, zustimmt, oder ob man erst noch die Aussage der Lebensmittelwächter abwartet.
    Egal, wie es ausgeht: Döner wird es in jedem Fall auch weiterhin in der EU geben.