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Mutmaßlicher Raketentest Nordkoreas
Trumps kurze Antwort an Kim

Nordkorea hat offenbar wieder eine Rakete getestet. Es wäre das erste Mal seit dem Amtsantritt von Donald Trump. Südkorea wertet die Aktion als Provokation gegenüber dem neuen US-Präsidenten - doch dessen öffentliche Reaktion fällt knapp aus.

    US-Präsident Donald Trump, hier mit Japans Premierminister Shinzo Abe
    US-Präsident Donald Trump, hier mit Premierminister Shinzo Abe: "Japan ist ein großartiger Verbündeter." (picture alliance / MAXPPP / dpa)
    Nordkorea soll erneut eine sogenannte ballistische Rakete getestet haben, das heißt eine Rakete, die weite Strecken überbrücken kann und als wichtigstes Trägermittel für Kernwaffen gilt. Die Meldung darüber stammt - wie meist in der Vergangenheit - aus Südkorea: Das Geschoss sei am Sonntagmorgen von einem Stützpunkt im Westen des Landes ins Japanische Meer abgefeuert worden, teilte das Verteidigungsministerium in Seoul mit. Und fügte hinzu: Es handle sich um eine "Provokation, mit der die Reaktion der neuen US-Regierung" getestet werden solle. Der Nachbar wolle mit seinem Atom- und Raketenprogramm "weltweite Aufmerksamkeit" auf sich ziehen.
    Und so scheint auch der gewählte Zeitpunkt kein Zufall: Japans Regierungschef Shinzo Abe ist aktuell auf Staatsbesuch in den USA. In einer gemeinsamen Pressekonferenz äußerte sich Abe dann auch gleich gemeinsam mit Gastgeber Donald Trump. Er verurteilte den Raketentest als "vollkommen unerträglich". Trump beschränkte sich darauf, Japan die uneingeschränkte Unterstützung zuzusagen. Die USA stünden "zu hundert Prozent hinter ihrem großartigen Verbündeten", erklärte er.
    Nordkoreas Präsident Kim Jong Un hatte den Test einer Interkontinentalrakete Anfang Januar angekündigt. Diese könne auch Teile der USA erreichen, sagte er damals in seiner Neujahrsansprache. Der damals schon gewählte, aber noch nicht ins Amt eingeführte US-Präsident Trump reagierte auf Twitter: "It won't happen!", dies werde nicht geschehen. Und sein Verteidigungsminister James Mattis erklärte später bei einem Besuch in Seoul, jeder Einsatz von Atomwaffen durch Nordkorea werde eine "wirksame und überwältigende" Antwort der USA nach sich ziehen.
    Südkorea will den Nachbarn "bestrafen"
    Nordkorea hatte im vergangenen Jahr zwei Atomwaffentests und eine Reihe von Raketentests durchgeführt und damit gegen mehrere Resolutionen des UNO-Sicherheitsrats verstoßen. Südkorea vermutet, dass Nordkorea mit den Tests die Entwicklung ballistischer Interkontinentalraketen vorantreiben will, die mit Atomsprengköpfen bestückt die USA erreichen könnten; Experten bezweifeln jedoch, das Pjöngjang bald in der Lage sein wird, dieses Ziel zu erreichen.
    Im aktuellen Fall drohte Südkoreas geschäftsführender Präsident und Premierminister Hwang Kyo Ahn, Nordkorea werde für den Raketentest eine "entsprechende Strafe" erhalten.
    (bor/am)