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Olympia-Bilanz
Wagenburg-Mentalität in Russland

Keine Nation stand in Rio so im Fokus, wie Russland. Trotz nachgewiesenen Staatsdopings wurden nur wenige russische Sportler ausgeschlossen. Das Publikum quittierte aber etwa die Auftritte der Schwimmerin Julia Jefimowa mit Pfiffen.

Gesine Dornblüth im Gespräch mit Matthias Friebe |
    2910386 08/11/2016 Yulia Yefimova (Russia), winner of the silver medal in the women's individual 200m breaststroke at the XXXI Summer Olympics, during the award ceremony. Alexander Vilf/Sputnik |
    Die russische Schwimmerin Julia Jefimowa nach Silber über 200 Meter Brust (Sputnik / dpa / picture alliance)
    Russland sei sehr stolz auf seine Medaillengewinner erklärt Korrespondentin Gesine Dornblüth. Die Darstellung in der Öffentlichkeit sei, dass sich russische Sportler auch trotz äußerst widriger Umstände durchgesetzt hätten. Es herrsche eine Wagenburg-Mentalität vor. Die TV-Kommentatoren hätten den Eindruck geschaffen, die russischen Sportler seien ringsum von Feinden umgeben.
    Doch es gibt auch neue Probleme: Eine Ringerin hat ihren Verbandspräsidenten beschuldigt, sie nach einem Misserfolg zwei Mal ins Gesicht geschlagen zu haben, weil sie die Bronzemedaille verpasste. Zwei Silbermedaillengewinnern soll er nicht gratuliert haben, weil ihre Aufgabe Gold gewesen sei.
    In Sachen Doping befindet die russische Öffentlichkeit nach mehreren positiven Tests in Rio: Doping gibt es auch anderswo und Staatsdoping gab es ohnehin nicht. Russland will laut seinem Sportminister die Finanzierung der Welt-Anti-Doping-Agentur einstellen, bis die russische Agentur wieder zugelassen sei.