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Pariser Phiharmonie
Fußball, symphonisch untermalt

Während der Fußball-EM begleiten eine Band und das Pariser Symphonie-Orchester die Spiele in der Pariser Philharmonie musikalisch. Für jede Spielszene hat die Band ein passendes Stück auf Lager – ob Fouls, Tore, Elfmeter. Damit die Musiker synchron reagieren können, wenden sie einen einfachen Trick an.

Von Matthias Friebe |
    Musiker des Pariser Conservatoire begleiten das Spiel Kroatien gegen Spanien bei der Fußball-EM in der Pariser Philharmonie.
    Musiker des Pariser Conservatoire begleiten das Spiel Kroatien gegen Spanien bei der Fußball-EM in der Pariser Philharmonie. (picture alliance/dpa - Sebastian Kunigkeit)
    Bläsermusik begleitet die Spieler der spanischen und kroatischen Nationalmannschaft auf den Platz, aber nicht im Stade de Bordeaux, sondern im großen Saal der Pariser Philharmonie. Auf einer großen Leinwand läuft die Fernseh-Übertragung des EM-Spiels, unten vor der Leinwand spielen eine Band und das Symphonie-Orchester des Conservatoire à rayonnement régional de Paris unter der Leitung von Xavier Delette.
    "Wir machen das, weil wir unterschiedliche Stile wollen, ein bisschen so wie im Stadion. Dort sind alle Altersklassen, alle sozialen Schichten gemischt. Und so mischen wir die Musik. Wir arbeiten mit den großen Komponisten, auch den deutschen: Mendelssohn, Strauss oder den französischen: Saint-Saens, Ravel. Und wir arbeiten mit der aktuellen Musik, mit den modernen Themen."
    Musik als Kommentar
    Immer wieder wenn auf dem Rasen eine wichtige Szene passiert, greift die Band in die Musik ein, unterbricht das Orchester und kommentiert so möglichst schnell die Szenerie. Eliott Sigg spielt Keyboard in der Band und mischt den Ton der Fernseh-Übertragung aus Bordeaux mit den Klängen von Band und Orchester. Für jede Spielszene hat die Band ein passendes Stück auf Lager.
    "Zum Beispiel, wenn ein Tor fällt, dann spielen wir ‚Simply the best’ von Tina Turner."
    So geschehen bereits nach sieben Minuten beim 1:0 für die Spanier. Wenig später, als ein spanischer Spieler im Mittelfeld gefoult wird und sich am Boden windet, steigt die Band beinahe mitleidsvoll ein.
    Ein einfacher technischer Trick
    Wie aber gelingt diese Spontan-Improvisation, dieses schnelle Reagieren? Eigentlich ist es ganz einfach, klärt Eliott Sigg auf:
    "Wir haben eine Crew, die uns auf unsere In-Ear-Monitore Anweisungen gibt, welche Songs wir spielen sollen. Sie sehen das Match drei Minuten vor uns. Also wenn ein Tor fällt oder etwas Bedeutendes auf dem Platz geschieht, werden sie uns sagen: In 20 Sekunden, bitte diesen Song spielen. Und so spielen wir genau dann, wenn es auf dem Bildschirm für das Publikum erscheint."
    Während der meisten Zeit des Matches spielen dann entweder Band oder Orchester, manchmal auch beide gemeinsam und versuchen durch die Auswahl der Stücke den Spannungsbogen deutlich zu machen.
    Dramaturgie auch im Fußball wichtig
    "Das Orchester arbeitet viel an der Dramaturgie, daran zu erzählen, ob das Spiel langsam oder schnell ist, ob die Spanier oder die Kroaten dominieren."
    Das, was Dirigent Xavier Delette dort beschreibt, gelingt in der meisten Zeit aber nicht zu 100 Prozent. Das Match-Konzert ist für die Zuschauer in der sehr gut gefüllten Pariser Philharmonie vor allem eine große Party, die ihren Höhepunkt erlebt, als Kroatien kurz vor dem Schlusspfiff das 2:1-Siegtor erzielt.
    Und so endet dieser Fußballabend der ganz anderen Art mit einem Siegerständchen für Kroatien.