Ende 2010 hatte der damalige Präsident Lula da Silva das Beitrittsabkommen Brasiliens unterzeichnet. Doch die Zustimmung des Nationalkongresses ließ mehr als vier Jahre lang auf sich warten. Danach weigerten sich die Präsidentin Dilma Rousseff und ihr Nachfolger Michel Temer, das Abkommen zu ratifizieren. Ein Streitpunkt war vor allem das Eintrittsgeld, das ein neues Mitgliedsland zu bezahlen hat, um sogleich die bestehenden Teleskope zu nutzen.
Brasilien hätte über zehn Jahre verteilt 130 Millionen Euro zahlen sollen. Das sei weniger als für die Renovierung manches Fußballstadions für die Weltmeisterschaft 2014 ausgegeben worden sei, meinte ein brasilianischer Astronom bitter. Der schleppende Verlauf der Verhandlungen zeige, dass die Regierung Wissenschaft nicht für wichtig halte. Dafür spricht auch, dass Brasilien in den letzten sieben Jahren sechs verschiedene Forschungsminister hatte.
Dennoch wurden Brasiliens Astronomen seit Ende 2010 bei der Vergabe von Beobachtungszeit schon wie Forscher aus ESO-Mitgliedsländern behandelt. Sie hatten somit recht einfach Zugang zu den besten Instrumenten der Welt. Mit der Rückstufung Brasiliens haben sie es nun keinen bevorzugten Zugriff mehr auf die ESO-Teleskope in Chile.