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Reportage
Ein Myom wird operativ entfernt

Von Martin Winkelheide |
    Dr. Mignon Keyver-Paik: Mein Name ist Dr. Mignon Keyver-Paik, ich bin leitende Oberärztin an der Universitäts-Frauenklinik Bonn.
    Alles ist schon vorbereitet, die Patientin liegt in Narkose, und jetzt zeichnen Sie an, wo Sie schneiden werden?
    Dr. Mignon Keyver-Paik: Wir machen den Schnitt wie bei einem Kaiserschnitt über den Schamhaaren der Patientin im Unterbauch. Das ist sicher eher die Ausnahme. Ist aber aufgrund des ausgedehnten Befundes bei der Patientin und einigen anderen Faktoren tatsächlich in diesem Fall ausnahmsweise notwendig.
    Sie haben jetzt den Schnitt gesetzt.
    Dr. Mignon Keyver-Paik: Der ist genau zwölf Zentimeter lang.
    Wir machen jetzt das Unterhaut-Fett-Gewebe auf und tasten uns zur Muskel-Faszie vor, das ist eine feste Haut, die die Stabilität beim Bauch ausmacht.
    Man sieht den Muskel rötlich durchschimmern.
    Dr. Mignon Keyver-Paik: Der Muskel hat zwei Muskelbäuche, links und rechts. Wir gehen jetzt zwischen den Muskelbäuchen rein.
    Sie können schon durch die Muskelstränge durchfassen.
    Dr. Mignon Keyver-Paik: Ich bin jetzt mit zwei Fingern im Bauch drin, müssen wir das Ganze noch nach oben und nach unten erweitern, damit wir gut in den Bauch reinkommen.
    Sie haben die Gebärmutter schon kurz herausgehoben, sie ist schon recht groß.
    Dr. Mignon Keyver-Paik: Sie ist extrem groß. Da war sicher die Entscheidung, das nicht laparaskopisch zu machen bei der Patientin komplett richtig.
    Jetzt kommen Tücher in den Bauchraum.
    Dr. Mignon Keyver-Paik: Wir versuchen die Organe, die wir bei dieser Operation nicht bearbeiten wollen, wo wir nicht dran wollen, zum Beispiel der Darm.
    Sie drücken die Organe nach oben, damit die gar nicht erst gefährdet werden können.
    Dr. Mignon Keyver-Paik: Richtig. Die Patientin ist 47 Jahre alt, hat auch noch eine regelmäßige Menstruation, normale Hormone, sie ist noch nicht in den Wechseljahren. Deshalb lassen wir jetzt auch die Eierstöcke natürlich drin.
    Das heißt, Sie trennen die Eileiter von der Gebärmutter, aber die Eierstöcke bleiben im Körper. Das war jetzt auf der rechten Körperseite, und jetzt kommt die linke Seite dran. Da werden wieder zwei Klemmen gesetzt. Jetzt wird der Eileiter durchtrennt.
    Dr. Mignon Keyver-Paik: Dann setzen wir die Haltebänder ab, die links und rechts an die Beckenwand ziehen bei der Gebärmutter, anatomisch. Wir arbeiten uns Stück für Stück vor. Jetzt kommt tatsächlich der Schritt, wo wir die Gebärmutter von der Blutversorgung abtrennen.
    Sie machen das mit großen Klemmen.
    Dr. Mignon Keyver-Paik: Mit sehr kräftigen Klemmen. Das sind so typische Instrumente aus der Gynäkologie, das sind die sogenannten Wertheim-Klemmen. Das ist auch ein wirklich wichtiger Schritt, das hier gut abzusetzen, denn wenn das blutet - das sind große arterielle Gefäße, die muss man sicher verschlossen haben.
    Sonst droht Blutverlust. Sie schaffen jetzt freie Sicht.
    Dr. Mignon Keyver-Paik: Ja, wir setzen die Gebärmutter jetzt ab, und da muss man zum Rektum der Patientin und zur Blase beste Sicht haben, damit man keine Verletzungen an Organen hat, die man nicht verletzen sollte.
    Und der nächste Schritt wäre jetzt, die Scheide, die Vagina, zu verschließen, so dass wir dann mit der Entfernung der Gebärmutter schon fertig sind. Dann käme als nächstes die Blutstillung und dann schon der schichtweise Bauchdeckenverschluss.
    Und Blutstillung ist ganz wichtig, damit es keine Sickerblutungen gibt?
    Dr. Mignon Keyver-Paik: Auch Sickerblutungen können über längere Zeit zu einem großen Blutverlust führen.
    Einmal spülen.
    Spülen? Das ist schon richtig viel Wasser.
    Dr. Mignon Keyver-Paik: Ja, es macht tatsächlich auch eine Keimverdünnung. Wir sind ja hier antiseptisch, wir haben alles gut sterilisiert. Dennoch kann man nie ausschließen, dass Keime in so ein Operationsgebiet hereinkommen. Und daneben, dass man das Blut ausspült, hat man eben auch eine Keimverdünnung. Das schaffen Sie aber nicht mit 20 Millimeter, da müssen Sie schon ein, zwei Liter oder mehr nehmen.
    Wir sind jetzt zufrieden. Wir schneiden jetzt die Haltefäden von dem Scheidenabschluss ab, nehmen die Tücher, die wir eben hereingebracht haben, um den Darm nach oben ab zu stopfen, wieder heraus.
    Sie haben jetzt noch einen winzigen Schnitt gemacht, der Zugang für die Drainage.
    Dr. Mignon Keyver-Paik: Genau. Die würden wir morgen wieder rausziehen, wenn alles normal läuft.
    Und jetzt wird Schicht für Schicht wieder zugenäht.
    Dr. Mignon Keyver-Paik: Ja.
    Und jetzt wird die Haut genäht. Wie lange bleibt der Faden drin?
    Dr. Mignon Keyver-Paik: Acht Tage bis zehn Tage, maximal.
    Das war es jetzt?
    Dr. Mignon Keyver-Paik: Das war es.
    Vielen Dank.
    Dr. Mignon Keyver-Paik: Sehr gerne.