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Reportage
Lernen mit dem Schmerz umzugehen

Wenn Schmerzen chronisch werden, sinkt nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen rapide. Die Therapie wird auch viel komplizierter. Das, was bei Kopfschmerzen oder vorübergehenden Rückenverspannung hilft, bleibt bei chronischen Schmerzen häufig wirkungslos. Die Therapie muss dann multimodal werden, also aus vielen verschiedenen Komponenten zusammen gesetzt werden. Im schmerztherapeutischen Zentrum des St. Vinzenz-Krankenhauses in Düsseldorf bietet man ein solches, meinst mehrwöchiges Therapieprogramm an.

Von Thomas Liesen | 25.11.2014
    "Guten Morgen Frau Reik."
    "Guten Morgen."
    Bettina Reick hat heute ihren ersten Tag. Zwei Wochen lang wird sie nun hier sein. Die Schmerztherapeutin Dr. Susanne Stehr Zirngibl wird die 44-Jährige in dieser Zeit betreuen.
    "Gut, sie starten heute die Tagesklinik, sie haben einen dicken Fragebogen ausgefüllt, den gehen wir gleich noch mal durch. Aber jetzt schildern sie doch erst mal grundsätzlich ihre Sorgen und ihre Probleme."
    "Ich habe sehr starke Schmerzen und zwar im Lendenwirbelbereich. Das sind sehr stechende und ausstrahlende Schmerzen und ich hoffe, dass sie mir weiter helfen können, die zu bewältigen."
    "Stehen sie mal auf, zeigen sie mal, wo ihre Schmerzen sind."
    "Im Bereich der Lendenwirbelsäule uns strahlen aus in die linke Pobacke, so hier runter. Und auf der anderen Seite strahlen die auch runter auf der rechten Seite auch bis zum Knie, wobei das linke Bein kribbelt auch öfter und das ist auch nicht mehr so belastbar wie früher. Das gefällt mir gar nicht."
    "Wie stark sind die Schmerzen? Wenn sie sich vorstellen null gar keine Schmerzen, fünf mittelstark und zehn unerträglich."
    "Da bin ich sicher im Bereich der sieben. Also unerträglich sind sie nicht, aber sie sind schon sehr stark."
    Bettina Reick ist mit ihrem Rücken schon seit Jahren bei verschiedenen Ärzten in Behandlung. Ein Orthopäde diagnostizierte zuletzt Bandscheibenvorfälle in der Lendenwirbelsäule und riet zur Operation. Bettina Reik setzte große Hoffnungen in den Eingriff. Doch die Schmerzen blieben. Jetzt muss sie lernen, damit umzugehen.
    "Sie bekommen ab morgen ein Programm, wir fangen um halb acht an bis halb vier, sie bekommen ein Programm, wo ihre Einzelgymnastik aufgeführt ist, eine Art Laufzettel, wo Gruppentherapie aufgeführt ist, wir machen Zirkeltraining, sie bekommen Bewegungsbad viermal die Woche. Wichtig ist auch freitags die ärztliche Informationsgruppe, denn nur informierte Patienten sind auch gute Patienten, das heißt, sie sollten auch wissen, warum sie das hier alles machen."
    Bettina Reick erfährt, dass auch eine Psychotherapie zentraler Bestandteil des Programms ist.
    "Es kann ja nicht nur sein, dass meine Schmerzen aus dem Kopf kommen, sondern da wird ja auch mit meinem Rücken was nicht in Ordnung sein."
    "Sie haben sicherlich was am Rücken, das ist nicht eingebildet, das ist richtig. Grundsätzlich können sie sich aber vorstellen, dass chronische Schmerzen natürlich auch etwas mit dem Kopf und der Psyche machen. Viele Patienten haben depressive Stimmung infolge chronischer Schmerzen, Angststörungen sind relativ häufig und das wollen wir hier in der Therapie mit begleiten, vor allem auch in Hinblick auf ihre Zukunft. Gleich im Anschluss an dieses Gespräch gehen sie zu unserer Psychologin, die Frau Dr. Pacewicz, die wird dann noch mal drauf eingehen, wie man sie auf diesem Wege unterstützen kann. Wenn sie Fragen haben, kommen sie jederzeit und jetzt zeige ich ihnen, wo die Frau Dr. Pacewicz ist, dann geht es zum psychologischen Gespräch weiter."
    "Dankeschön. Tschüss."