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Russland
Angebliches Doping-Eingeständnis dementiert

Nun doch nicht? Die russische Anti-Doping-Agentur Rusada ruft ein angebliches Eingeständnis ihrer Leiterin zu organisiertem Doping zurück. Entsprechende Aussagen in der "New York Times" seien verfälscht und aus dem Zusammenhang gerissen worden.

28.12.2016
    Der russische Viererbob von Alexander Subkow während der Olympischen Spiele in Sotschi 2014.
    Systematisches Doping - nun doch kein Geständnis? (picture alliance / dpa - Hendrik Schmidt)
    Zuvor wurde Rusada-Chefin Anna Antseljowitsch in der US-Zeitung derart zitiert, es habe sich um eine "institutionelle Verschwörung" gehandelt, wie Andrea Schültke im Deutschlandfunk berichtet. In diesem Fall wäre in Russland erstmals von offizieller Seite systematisches Doping des eigenen Landes bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi zugegeben worden.
    Ein ranghoher Mitarbeiter habe Urinproben vertauscht und die Athleten mit leistungssteigernden Substanzen versorgt, heißt es in der "New York Times". Zudem habe ein langjähriger Angestellter des Sportministeriums angeordnet, gedopten Athleten rechtzeitig verschleiernde Substanzen zur Verfügung zu stellen. Oberste Regierungskreise um Präsident Wladimir Putin hätten davon aber nichts gewusst, sagte die Rusada-Chefin weiter.
    Doping-Vorwürfe bislang bestritten
    Antseljowitsch sei nie Staatsbeamte gewesen, betonte laut ARD-Moskau-Korrespondentin Golineh Atai nun Russlands Sportminister Pawel Kolobkow. Und: Rusada sei eine nicht-staatliche Organisation.
    Moskau hatte die Doping-Vorwürfe bislang stets bestritten. "In Russland hat es nie ein staatliches Dopingsystem oder Doping-Unterstützung gegeben, das ist einfach unmöglich", sagte Putin zuletzt. Er hatte im Juli die Gründung einer neuen Anti-Doping-Kommission in Russland angeordnet.
    Der kanadische Sonderermittler Richard McLaren hat am Freitag in London seinen Abschlussbericht zum russischen Staatsdoping vorgelegt.
    Der kanadische Sonderermittler Richard McLaren hat Beweise für das russische Staatsdoping gesammelt. (AFP - Adrian Dennis)
    Deren Chef Witali Smirnow sagte nun der "New York Times": "Aus meiner Sicht, als früherer Sportminister und Präsident des Olympischen Komitees, haben wir eine Menge Fehler gemacht." Man müsse die Gründe dafür finden, warum junge Sportler Doping-Mittel nähmen und sich für diesen Weg entscheiden würden.
    ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt bezeichnete im Deutschlandfunk das Doping-Geständnis als einen kleinen Meilenstein". Dass aber ranghohe Regierungskreise nicht informiert gewesen seien, könne er sich nur schwer vorstellen.
    Das Internationale Olympische Komitee leitete kurz vor Weihnachten ein Disziplinarverfahren gegen 28 russische Teilnehmer der Spiele in Sotschi wegen Dopingverdachts ein. Der Ski-Weltverband und der Biathlon-Weltverband sperrten daraufhin einige russische Athleten vorläufig.
    (hba/bö/fwa)