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Schottland nach dem Referendum
"Es sind große Versprechungen gemacht worden"

Beim Referendum in Schottland hat sich zwar eine Mehrheit für den Verbleib im Vereinigten Königreich entschieden, aber erkauft wurde dies auch mit großen Versprechungen der Politiker in London. Die seien aber nicht so leicht einzuhalten, sagte der Politikwissenschaftler Klaus Stolz im Deutschlandfunk. "Das war eine Panikreaktion."

Klaus Stolz im Gespräch mit Thielko Grieß |
    Die Fahnen Schottlands, Englands, des Vereinigten Königreichs und der EU an einem Gebäude in Edinburgh.
    Am Ende setzten sich die Gegner der Unabhängigkeit Schottlands durch. (afp / Lesley Martin)
    Die Zusagen, die die Parteivorsitzenden den Schotten kurz vor der Abstimmung gemacht hätten, seien ein Schnellschuss gewesen, sagte der Politikwissenschaftler Klaus Stolz im Deutschlandfunk. Das sei nichts gewesen, was zuvor lange diskutiert wurde, Vieles daran sei problematisch: Zum einen seien die Positionen der Partei in der Frage der Ausdehnung - nicht nur der schottischen Autonomie - sehr unterschiedlich. Und es sei fraglich, ob sich die Schotten mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner zufrieden geben, sagte Stolz. Zum anderen seien die Zusagen auch nicht mit der Parteibasis, und vor allem der in England abgesprochen gewesen. Schon jetzt gebe es laute Stimmen, die gegen die Ausweitung der Rechte für die Schotten seien.
    Bemerkenswert an der Kampagne für die Unabhängigkeit sei gewesen, dass es eine starke Basisbewegung war. Sie habe vor allem alte, traditionelle Formen der Mobilisierung genutzt, sagte Stolz. Die Menschen seien von Tür zu Tür gegangen und hätten Überzeugungsarbeit geleistet. Engagiert hätten sich auch soziale Schichten, die sich eigentlich schon längst von der Politik verabschiedet hatten, also vor allem untere Schichten, erklärte Stolz.