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Spitzensportförderung
"Die Verunsicherung wird immer größer"

Die Spitzensportreform in Deutschland fordert die Verbände besonders heraus, denn ihre Verwaltungsaufgaben steigen und die Sicherheiten schwinden. Dies hat Siegfried Kaidel in seiner Funktion als Sprecher der Spitzensportverbände kritisiert und fordert im Interview mit dem Deutschlandfunk klarere Forderungen der Politik.

Matthias Friebe im Gespräch mit Siegfried Kaidel |
    Siegfried Kaidel bei einer Pressekonferenz.
    Siegfried Kaidel, Sprecher der olympischen und nichtolympischen Spitzensportverbände. (imago sports / Sven Simon)
    "Große Verwunderung", "massive Enttäuschung" - Siegfried Kaidel, Präsident des Deutschen Ruderverbandes, fand deutliche Worte als Sprecher der deutschen Spitzensportverbände. Er fand sie in einem Brief an das Bundesinnenministerium. Grund ist die Nichtbewilligung von 39 Millionen €uro, die der Sport für 2018 dringend braucht und die in den Haushalt eingebracht, aber schließlich abgelehnt wurden. Dies sei in keiner Weise akzeptabel, schreibt Kaidel weiter.
    Kaidel berichtet im Interview mit dem Deutschlandfunk, dass er ein Gespräch mit dem im Bundesinnenministerium für den Sport zuständigen Abteilungsleiter Gerhard Böhm gehabt habe. Dieser habe Gesprächsbereitschaft gezeigt und auch für die Zukunft weitere Gespräche zugesichert.
    Streit gab es vor allem deshalb, weil kein Geld bewilligt wurde, dass der Sport für sich eingefordert hatte.
    "Ich hoffe nicht, dass es im Wahljahr untergeht."
    Kaidel beklagt vor allem, dass es keine konkreten Forderungen an die Verbände für die Bewilligung für Geldzuweisungen gäbe: "Mein Ansatz war ja, die Dinge, die jetzt plötzlich in die Diskussion kommen - mangelnde Etatreife, Nachbesserungsbedarf, fehlende Unterlagen - das habe ich ja in dem Brief deutlich gemacht, wir wollen jetzt endlich genau wissen, was müssen wir liefern, denn wir sind der Meinung, wir haben geliefert und wir wollen uns jetzt in Kürze an einen Tische zusammensetzen und dort über diese Dinge, die jetzt so unklar sind, sprechen", erläutert Kaidel.
    Schuld sieht Kaidel nicht bei den Spitzensportverbänden, denn in der Zusammenarbeit mit dem Deutschen Olympischen Sportbund seien alle angeforderten Unterlagen geliefert worden. Kaidel wünscht sich klare Anforderungen, die die Verbände auch gern bereit sind zu erfüllen. Allerdings hat der Funktionär auch eine klare Hoffnung: "Ich hoffe es wird nicht ein riesengroßer Verwaltungsakt, denn die Verbände sind schon landunter, weil imer mehr Verwaltung auf uns zukommt."
    Das Innenministerium sieht in der Neuordnung der Spitzensportförderung eine notwendige Veränderung, um sämtliche Potentiale des Sports konstruktiv zu fördern. Dazu müssten sämliche Potentiale des Sports analysiert und definiert werden , um in der Folge auch mehr Geld zur Verfügung zu stellen.
    Kaidel ging nach seinen Gesprächen allerdings von einer anderen Vorgehensweise aus: "Es wurde ganz klipp und klar gesagt, es muss angeschoben werden." Deshalb kann Kaidel nicht verstehen, dass jetzt wiederum eine Potentialanalyse abgewartet werden soll, um dann erst Geld bereit zu stellen: "Es sind die Dinge die eigentlich feststehen, die gebraucht werden, die umgesetzt werden müssen und da erwarte ich eigentlich das Signal aus der Politik." Es gehe dabei nicht um die Summe, die im Endeffekt fließen soll, sondern um eine Anschubfinanzierung. Diese müsse seiner Meinung nach losgelöst von einer Potentialanalyse sein.
    Die Hoffnung schwindet
    Der Druck auf der Seite der Sportverbände sei enorm, denn "die Verunsicherung wird immer größer", so Kaidel. Man wolle mitarbeiten am Reformprozess und sei schließlich auch maßgeblicher Bestandteil der Neuausrichtung, aber dafür brauche man eine Grundfinanzierung, denn sonst sei "diese Olympiaperiode in den Wind geschossen", erklärt Kaidel. "Wenn wir etwas verändern wollen, dann müssen wir jetzt beginnen und das war auch die Forderung: Wir müssen beginnen mit einem Anschub und dann wird korrigiert beziehungsweise das Ergebnis der Potentialanalyse mit einfließen."
    Die Hoffnung auf Veränderungen in der Spitzensportförderung im Wahljahr schwinde langsam. Ein Abwarten auf das Ergebnis der Bundestagswahl verringere die Chancen auf erfolgreiche Olympische Spiele in Tokyo 2020.