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Sportverbände
Unabhängigkeit sieht anders aus

Wie müssen die Strukturen sein, damit der Sport - nach dem Dopingskandal des vergangenen Jahres - wieder glaubwürdig wird? Unabhängig. Das forderten 17 Nationale Anti-Doping-Agenturen am Mittwoch bei einem Treffen in Bonn. Am Donnerstag kam bei einer Veranstaltung der Nationalen Anti-Doping-Agentur eine weitere Forderung hinzu.

Von Andrea Schültke | 27.10.2016
    Travis Tygart, Chef der Nationalen Anti-Doping-Agentur Amerikas USADA
    Travis Tygart, Chef der Nationalen Anti-Doping-Agentur Amerikas USADA (Jessica Sturmberg / Deutschlandradio)
    Travis Tygart, Chef der US-Anti Doping Agentur USADA forderte den Rücktritt von Craig Reedie. Der Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA ist gleichzeitig Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee IOC. Für Tygart ein Interessenkonflikt: "Wir denken, alle, die eine Führungsfunktion im Sport haben - auch Craig Reedie - sollten nicht länger eine Leitungsfunktion bei der WADA haben."
    Gewaltenteilung und Unabhängigkeit der Anti-Doping-Organisationen vom Sport könne auch für Vertrauen bei den Athleten sorgen: "Saubere Athleten misstrauen Sportfunktionären. Wir müssen ihnen die Hoffnung geben, dass sie sauber Sport machen und dem System vertrauen können."
    "Professioneller werden und neue Wege gehen"
    Auch der Fechter Max Hartung ist im Saal und bestätigt: "Als Athlet wünscht man sich ja eigentlich ein zuverlässiges Anti-Doping-System, zuverlässige Verbände und Vereine mit denen man gut zusammenarbeiten kann und da ist glaube ich viel Vertrauen verloren gegangen."
    Max Hartung ist Mitglied der Athletenkommission im Deutschen Olympischen Sportbund DOSB. Auch dort ist Unabhängigkeit ein großes Thema. Aktuell gehe es darum "was wir tun können, um die Athletenvertretung auf neue Füße zu stellen und professioneller arbeiten zu können, damit wir, die Athleten, auch ganzjährig unterm Jahr vernetzen, damit die Athletenvertreter besser aufgestellt sind, sich besser einbringen können in ihren Verbänden. Und da wollen wir drüber sprechen und möglicherweise gemeinsam neue Wege gehen."
    Fechter Max Hartung und Kanutiin Silke Kassner, Athletensprecher in der DOSB-Athletenkommission.
    Fechter Max Hartung und Kanutiin Silke Kassner, Athletensprecher in der DOSB-Athletenkommission (Jessica Sturmberg / Deutschlandradio)
    Athletenkommission will sich wohl vom DOSB loslösen
    An diesem Wochenende treffen sich die Athletenvertreter in Bonn, wollen über diese neuen Wege diskutieren. Einiges spricht dafür, dass sich die Athleten vom Deutschen Olympischen Sportbund unabhängig machen wollen. Momentan ist die Athletenkommission unter dem Dach des DOSB angesiedelt und unter anderem von diesem finanziert. Unabhängigkeit sieht anders aus.
    Wie das Modell in Zukunft funktionieren soll, wollen die Athletenvertreter am Sonntag entscheiden, erklärt Kanutin Silke Kassner, ebenfalls Mitglied der Athletenkommission. Neues Selbstbewusstsein klingt auf jeden Fall jetzt schon durch: "Die ganzen Athleten, die können alle etwas zu ihrem eigenen internationalen Sport sagen, über das Niveau, das haben sie viele Jahre mit bestimmt und auch diese Stimme muss in die ganzen Gespräche im deutschen Sport mit einfließen, weil nur so werden wir erfolgreich in Zukunft.
    Das zielt vor allem auf die aktuelle Diskussion über die Leistungssportreform. Die Athleten wollen mitreden darüber wie sie in Zukunft ihren Sport betreiben sollen, wollen und können.