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Fußball
Spatenstich für das neue DFB-Zuhause

In Frankfurt hat der Bau für die neue Zentrale und Akademie des DFB begonnen. Dort soll künftig nicht nur der Fußball-Nachwuchs ausgebildet werden, auch die Verwaltung soll von der "Campus-Atmosphäre" profitieren. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nutzte die Veranstaltung für einen Fingerzeig an die Verbandsleitung.

Von Ludger Fittkau | 04.05.2019
Spatenstich für Bau der DFB-Akademie
Und wie viele Frauen? Eine: Frauen-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nahm als einzige Frau aktiv am Spatenstich teil. (dpa-news / Arne Dedert)
Projektleiter Winfried Nass gibt das Kommando: Rund ein Dutzend Männer und eine Frau stechen mit ihren Spaten in den sandigen Boden der ehemaligen Galopprennbahn Frankfurt-Niederrad. Mit der Feier beginnt der Bau der sogenannten "DFB-Akademie". Der rund 150 Millionen Euro teure Neubau wir künftig die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main beherbergen. Zusätzlich sollen die 17 Auswahlmannschaften des DFB sowie Trainer und Schiedsrichter regelmäßig zu Lehrgängen zusammengeholt werden. Trainieren werden sie mit atemberaubendem Blick auf die Frankfurter Skyline.
Nur eine Frau dabei
Die einzige Frau, die aktiv beim Festakt dabei ist, heißt Martina Voss-Tecklenburg und ist die neue Bundestrainerin der Frauen-Fußball-Nationalmannschaft. Wenn die neue DFB-Akademie in zwei Jahren eröffnet werden soll, läuft ihr Zeit-Vertrag freilich aus. Darauf weist Voss-Tecklenburg beim Gespräch im Baustellenzelt hin, als die schlagfertige Duisburgerin gefragt wird, ob sie sich auf die neue DFB-Zentrale freue:
"Ja, ich freue mich sehr darauf. Erst mal muss ich ja sagen, ich höre immer zweite Jahreshälfte 2021. Mein Vertrag geht bis August 2021. Also - kleiner Fingerzeig, ich würde gerne mit dabei sein." Ein Fingerzeig, den die amtierenden DFB-Oberen Reinhard Rauball und Rainer Koch wohl sehr genau wahrgenommen haben dürften.
Neidvoller Blick nach England und Frankreich
Vor allem Rauball betont, dass die DFB-Akademie dazu dienen solle, bei der Nachwuchsförderung des Verbandes England und Frankreich nachzueifern, deren Fußballverbände die DFB-Ausbildung in den vergangenen Jahren überholt hätten - etwa in Sachen Spieltempo und Technik:
"Wir müssen neidvoll anerkennen, dass die Engländer, die wir immer wegen des Kick- and Rush-Fußballs so ein bisschen gescholten haben - die haben wir überhaupt nicht beachtet - wie die mit ihren Jugendmannschaften an uns vorbei gerannt sind. Und wenn wir noch mal einen Blick nach Frankreich nehmen - die haben uns auch im Griff da, diesbezüglich. Und es ist kein Wunder, dass viele französische Spieler - übrigens auch in Frankfurt - jetzt in der Bundesliga spielen. Das müssen wir wieder aufholen, dazu ist die Akademie da. Denn es reicht nicht, wenn wir einen wunderschönen Bau hier hinstellen mit wunderschön viel Geld, sondern der Inhalt ist entscheidend, da muss Inhalt rein."
"Zuhause nicht nur im sportlichen Bereich"
Für den Inhalt ist vor allem Oliver Bierhoff verantwortlich. Seit einem Jahr ist er als DFB-Direktor für die neue Akademie und die Nationalmannschaften zuständig. Bierhoff erinnert noch einmal daran, dass seine Idee, auch die Verwaltung des Fußballverbandes in den Neubau auf der alten Pferderennbahn zu integrieren, am Anfang auf große Widerstände stieß:
"Ich kann mich auch noch an ein Gespräch im Auto mit Herrn Zwanziger erinnern, wie wir da gesessen haben, wo er mich niedergemacht hat, weil ich die Idee hatte, die Verwaltung mit der Akademie zusammen zu machen. Es hat lange gedauert - das ist bei solchen Projekten so. Es ist auch mal eher viel kleiner geplant worden, aber ich bin dankbar, dass hier der gesamte DFB hinzieht. Es war ja mal am Anfang der Gedanke, schafft man dort das sportliche Zuhause nur im sportlichen Bereich."
Möglichkeit für "spontane Zusammentreffen"
Bierhoff hält es jedoch für bedeutsam, dass die DFB-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der neuen Akademie auch den Sport tagtäglich erleben können. Mehrere Natur-Rasenplätze, 33 Übernachtungszimmer oder Seminar- und Konferenzräume sollen für Sportler und Trainer eine anregende Fußball-Campus-Atmosphäre bieten:
"Und ich sehe da natürlich auch schon so ein spontanes Zusammentreffen, was es jetzt noch nicht gibt. Zurzeit ist es natürlich so, man kann sich natürlich treffen, man organisiert ein Meeting. Jeder, der solche Meetings macht, weiß, der eine kommt mit dem Zug zu spät, der andere muss früher weg. Und hier ist es einfach so, dass ähnlich wie in den Leistungszentren in den Vereinen, die Spieler, die Trainer, die Schiedsrichter, die Verantwortlichen - auch die aus der Verwaltung - sich den ganzen Tag über den Weg laufen. Und dann auch Gespräche spontan entstehen."
Der Baubeginn für die neue DFB-Akademie hatte sich allerdings jahrelang verzögert, da der Galopp-Rennverein das Gelände in Niederrad nicht räumen wollte. Doch ein Bürgerentscheid 2015 für den Erhalt der Pferderennbahn scheiterte, ebenso wie der Klageweg.
"Die Mädels kriegen ein Kaffee-Service"
Zu den Ehrengästen, die auf dem Bauplatz für die künftige DFB-Akademie feiern, gehört Rosemarie Heilig. Die ehemalige Fußballerin ist die heutige grüne Umwelt- und Frauendezernentin der Stadt Frankfurt am Main. Was die angedachten Reformen und Umwälzungen des DFB angeht, ist sie aber noch mit einem unzufrieden: dem Frauenanteil. Sie wünscht sich jetzt nur noch die ehemalige Frauen-Bundestrainerin Sylvia Neid an der DFB-Spitze:
"Sie war ja nicht nur eine ganz hervorragende Trainerin. Um da auch mal ein Zeichen zu setzen. Es ist ja auch immer noch eine brüllende Ungerechtigkeit im Fußball. Da werden Millionen verschoben und die Mädels, was kriegen die, ein Kaffee-Service."